Claudia Zimmermann ist wohl kaum als "Whistleblowerin" einzustufen. Sie hat sich etwas verplappert, was die Realität ÖR-Anstalten betrifft, das war's auch schon. Edward Snowdon ist ein Whistleblower, der erhebliche Konsequenzen tragen muss, Frau Zimmermann nur eine ungeschickte Plaudertasche. Sie sagt selbst, dass ihr die Bemerkung so 'rausgerutscht sei. Wenn ein Mitarbeiter Interna meines Unternehmens verbreiten würde, dann wäre er draußen; sofort. Das ist nicht nur beim WDR so, sondern überall gelebte Praxis. Ich hätte sie gefeuert, wäre sie Angestellte. Nun ist das nicht einmal nötig, sie ist ja selbständig. Warum aber sollte man Aufträge an Leute geben, die das Unternehmen, welches die Aufträge vergibt, in der Öffentlichkeit schlecht machen? Dass Frau Zimmermann die fällige Reaktion des WDR nicht vorhergesehen hat, mag ja sein. Wer sich selbst als undiplomatisch bezeichnet und offenbar blind ist für empfindliche, den Auftraggeber berührende Themen, sollte sich aber doch nicht wundern, wenn er aneckt und die Konsequenzen seines dusseligen Verhaltens tragen muss.
Das man in den Niederlanden mehr sagen darf, kann sein. Aber auch da wird es Grenzen geben. Frau Z. kann ja z. B. einmal die Reaktion ausprobieren, wenn sie Mitglieder des Königshauses beleidigt oder unangenehme Interna verbreitet. Alternativ darf die Interviewerin von RT-Deutsch einmal den Beleg dafür provozieren, dass sie Interna von RT ungestraft in der Öffentlichkeit ausbreiten kann. Das hat nichts damit zu tun, dass RT womöglich Propaganda für Russland macht - unsere Sender sind diesbezüglich auch nicht ohne. Egal wie man also zu dem Sender steht, er dürfte dumme Plaudereien von Mitarbeitern über Dinge, die nicht nach außen dringen sollen, ebenso knallhart ahnden wie der WDR im Fall von Frau Zimmermann.
Zudem waren ihre Schlussfolgerungen in der Radiosendung der Niederlande alles andere als logisch. Sie sagte: "Wir werden vom Publikum bezahlt, der Bevölkerung". Das ist soweit richtig, wenn wir den Schwerpunkt der Aussage auf "Bevölkerung" legen. Dann heißt es weiter: "Von daher ist es auch logisch, dass wir eine Regierungsstimme haben, und nicht so sehr eine Oppositionsstimme." Wo da die Logik liegt, verschließt sich mir. Logisch wäre es, wenn man eine "Bevölkerungsstimme" hätte, weil bekanntlich die Musik eigentlich für den gespielt wird, der sie bezahlt. Dass die Sender vor allem eine Regierungssicht verbreiten, ist zwar Fakt, aber der ergibt sich sicher nicht daraus, dass die Bevölkerung die ÖR-Sender bezahlt. Wir zahlen über Steuern auch für Panzer, Gxx-Gipfel, Verbreiterung von Autobahnen usw. usf. und es behauptet wohl keiner, dass dies sich daraus ergibt, dass die Bevölkerung diese Dinge bezahlt. Es ist eher so, dass wir sie bezahlen müssen, ob wir es wollen oder nicht, weil Politiker, die wir gewählt haben, dies so entscheiden.
Nebenbei: es gab keine "Willkommenskultur von Merkel", wie Frau Zimmermann behauptet. Eher schon war die sogn. Willkommenskultur ein Medienhype, der den "Grünen Witwen", die sich bei den "Tafeln", jenen Institutionen zur Sicherung dauerhafter Armut bei gleichzeitig gutem Gefühl, zu langweilen begannen, eine neue bzw. zusätzliche Aufgabe ermöglichte. Der Anteil von Frau Merkel beschränkte sich darauf eine EU-Vereinbarung außer Kraft zu setzen, die einseitig die Interessen Deutschlands sicherte, das bekanntlich kaum Außengrenzen hat, sondern fast überall von anderen EU-Staaten umgeben ist. Ansonsten folgt Frau Merkel seit 2016 durchaus einer politischen Agenda, die sich von der der AfD beim Thema "Flüchtlinge" nur in Nuancen unterscheidet. Es stimmt zwar, dass Journalisten die Ereignisse der sogn. Flüchtlingskrise 2015 massiv unterstützt haben, eben als Hype, nur war der keineswegs auf ÖR-Medien beschränkt. Die Ursachen der Flüchtlingsströme wurden und werden zudem viel zu wenig beleuchtet. Auch das und die erkennbare Einseitigkeit bezüglich der Berichterstattung zu den Kriegen im Nahen Osten, der Ukraine und anderswo ist keine Besonderheit der ÖR-Anstalten, auch wenn die Verdrängung dies Themas der Regierung wohl nicht unlieb ist.
Kurz: mein Mitleid hält sich in sehr engen Grenzen.
M. Boettcher
Ken Je(b)sen, Betreiber von KenFM, soll "politische Entfremdung" betreiben und "unwahre Verschwörungstheorien" verbreiten. Daher beobachtet ihn der sogn. Verfassungsschutz. Würden die "Verschwörungspraktiker" dieses Dienstes ihren Maßstab an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Publikationen von der BILD-Zeitung bis zum Magazin SPIEGEL anlegen, in Deutschland bliebe kein Medium unbeobachtet. So schnell wird in Deutschland zum Staatsfeind, der nicht mit dem Strom schwimmt.