Moin Moin liebe Mitstreiter,
ich hatte ja erwähnt, das ich auch einen Bericht schreiben würde.
Wir hatten uns am runden Tisch darüber unterhalten, welche Möglichkeit es gibt, keine Zwangsabgabe zu zahlen. Unser Mitstreiter Manso meinte man müsste nur unter einer Brücke schlafen und Karlsruhe, die an diesem Tag an unseren runden Tisch teilgenommen hatte, sagte, ja dann machen wir das doch am Aktionstag in Berlin. Ich habe spontan zugesagt.
Manso hatte an diesem Tag allerdings einen Termin, welches er auch bedauerte. Auch andere von uns waren interessiert, nur der Termin war für einige ungünstig. Ich hatte schon die Vorstellung alleine mit Karlsruhe unter der Brücke zu sitzen.
Nicht, das ich Angst vor Karlsruhe habe!!
Karlsruhe hat ja dann auch die Werbetrommel sprechen lassen, damit sie nicht mit mir allein unter der Brücke sein muss. Vielleicht hatte Karlsruhe ja Angst mit mir allein unter der Brücke zu sitzen!
Ausdrücklich möchte ich mich besonders bei den MitstreiterInnen aus Berlin + 1 aus Karlsruhe +1 aus Bremen bedanken, für die Organisation, Betreuung, Gastfreundlichkeit und Unterstützung dieser Aktion! Habe wieder ganz nette Leute kennen gelernt! Karlsruhe auch Danke an dich und die Unbekannten, die bei der Brücke vorbeigekommen waren! Ich hatte dann noch Probleme zu meinem Bus zu kommen, aber die Berliner haben mich in dem Großstadtjunggel nicht allein gelassen.
Ich hoffe, das ein Mitstreiter, der mich mit seinem Auto zu ZOB fahren wollte , noch gut aus der Sache rausgekommen ist. Sorry dafür! Ich wurden dann von einer Mitstreiterin eskortiert! Ohne sie würde ich noch immer in Berlin rum irren!!
Weiter Dank an das Restaurant neben an, für den Glühwein! Und die Pizzeria für das Messer! Und der Passant für den Kaffee!
Eigentlich eine nette Aktion!?
Na ja, außer der Bezirks – Chef in seinem schwarzen Auto! Der mitten unter der Brücke hielt, die Musik in seinem Auto so laut aufdrehte, das eventuelle Hilferufe von der Musik übertönt werden musste und dass das schwarze Auto, ohne Licht so stand, das unsere Nachbarn auf der gegenüberliegende Seite den eventuellen Tatort nicht einsehen konnten.
Es hatte ein Bedrohlichen Charakter! Warum er mich nun als erstes fragte, ob ich Angst hätte, erklärt sich mir nicht.
Er fragte es dann auch noch ein zweites mal!!
Warum gerade ich??
Ich war in einer besch..... en Lage, weil ich meine Beine schon im Schlafsack zur Ruhe gelegt hatte! Ich konnte mich soooo, schlecht verteidigen und weglaufen wäre keine Option, ich war ja nicht alleine! Also blieb ich still liegen und haarrderrrte die Dinge die da kommen sollten.
Es wäre ja doch nur Sackhüpfen dabei rausgekommen.
Ich hatte auch keinen Regenschirm in meinem Schlafsack und konnte ihm so auch nicht drohen, das eine Winchester auf ihn gerichtet sei!
Er leuchtet noch mal alles ab mit seiner Lampe, sagte noch etwas unfreundliches zu dem Foto von unserer Bundeskanzlerin und verabschiedete sich mit „schön Abnmd noch“
Ist ja noch mal gut gegangen! Puh!
Ich habe schon an einigen ungewöhnlichen Plätzen in der Wildnis geschlafen, aber diese Nacht hat mich schon herausgefordert. Unsere Nachbarn gegenüber haben sich noch spät in der Nacht gestritten, so das sich einer neben mich zur Ruhe legte, auf die NACKTEN PFLASTERSEINE nur dürftig mit einem viel zu kleinen Schlafsack zugedeckt! Er wachte immer wieder auf und schimpfte auf russisch!
Die S – Bahn polterte über uns hinweg, die Straßenbahn kreischte und quietschte um die Kurve, der Wind war so stark, das die Oberleitungen der Straßen- und S-Bahn pfiffen. Der Harndrang kam noch erschwerend dazu und an krumme Knie machen war gar nicht drann zu denken! Ich weiß nicht wie unsere Nachbarn gegenüber das bewerkstelligen!? Es roch ungewöhnlich streng unter der Brücke.
Ich war dann doch wohl eingenickt und wachte auf, als sich jemand über mich beugte und „Geld“ flüsterte. Ich antwortete leise, das ich grad kein Geld zur Hand habe. Der Mann zeigte dann mit seinem Finger auf dem Boden und ich konnte einige Münzen erkennen. Als ich wieder auf sah, war der Mann bereits weiter gegangen??!! Am Morgen habe ich gesehen, dass das 10 Euronen waren!! Die blieben natürlich für die Nachbarn liegen. Ich konnte auch am frühen Morgen beobachten, wie ein sehr junge Frau mit ihrem Partner unseren Nachbarn gegenüber näherten und eine Papiereinkaufstüte abstellten!! Ich denke mal mit Lebensmittel! Auch konnte ich am Morgen feststellen, das die Brücke von unten kein bisschen Rost aufwies! Perfekt saniert!!
Beim aufstehen, habe ich nicht mehr so richtig etwas von meinem Umfeld wahrgenommen und war mit mir sehr beschäftigt (Kopfaua, Hunger, Bedürfnis krumme Knie zu machen und Klamotten Packen). Unser 2. Bremer musste schon ganz früh den Platz räumen, weil er noch einen Termin in Bremen hatte. Auch mein Dank an ihm!
Meinen Bus habe ich dann auch wirklich auf die letzte Sekunde erreicht!
Auf der 7 Stündigenden (!) Rückfahrt nach HB habe ich dann genügend Zeit gehabt die Eindrücke noch mal passieren zu lassen.
Danach habe ich die Aktion doch schon mit anderen Augen gesehen und mich gar nicht mehr so gut gefühlt und die Euphorie schwand!
Da haben tatsächlich Menschen unter der Brücke gewohnt, die keinen Zwangsbeitrag bezahlen müssen!
Ich kenne ihre Geschichte nicht, vielleicht hätten sie gerne die 17,50 € gezahlt um eine Wohnung zu haben? Ich war zumindest so gut ausgerüstet, das ich nicht frieren musste! Nach nur der Nacht habe ich mich schon so elend gefühlt und war nur damit beschäftigt. Ich habe nicht mal was für unsere Nachbarn dagelassen. Dafür schäme ich mich!!
Und ich schäme mich für die Leute, die Milliarden fordern für den ör R, wo so viel Leid um uns herum ist!
Auch realistisch gesehen, hatte ich mir mehr Aufmerksamkeit der Aktion erhofft.
Die nächste unter der Brücken – Übernachtung sollte in einer Besseren Wohngegend statt finden! Da fällt das wenigstens auf! Wir haben, obwohl wir es nicht nötig hatten, Geld von einem Passanten geschenkt bekommen!!
Ohmanoman