Hallo zusammen,
es ist schon interessant, die unterschiedlichen Einträge mal in Ruhe und mit gewissem Abstand zu lesen. Ich hatte in den letzten Tagen relativ wenig Zeit mich auf dem Laufenden zu halten und komme daher heute in den Genuss sehr vieler neuer Einträge. Uns vorzuwerfen, nicht objektiv zu sein, erhält da eine ganz eigene Note.
Sehe ich nicht so, denn es fehlt tatsächlich die Objektivität. Damit meine ich, sich in die Lage des Gegenüberstehenden zu versetzten und dann versuchen, seinen Standpunkt zu verstehen. Und etwas verstehen heißt nicht, dass man die Meinung auch teilen muss, aber ohne die Objektivität werden wir weiterhin zwei parallele Monologe anstelle einer Diskussion führen.
Zurück zum eigentlichen Thema: Was ist Grundversorgung?
Ich definiere sie so:
Die Zurverfügungstellung von Infrastruktur und Dienstleistungen für die gesamte Bevölkerung zu einem angemessenen und für jeden bezahlenden Preis. In erster Linie ein neutrales Informations- und Kulturangebot als Gegenpol zu den privaten Rundfunkanstalten. Reine Unterhaltung zählt nicht dazu.
Für den einen die Fußball-Übertragung. Die Schwimm-WM. Leichtathletik.
Schaue ich gerne an, so wie auch viele Mitbürger. Allerdings gehören solche Veranstaltungen nicht unbedingt zur Grundversorgung. Ich sehe z. B. nicht ein, dass man für die erste Bundesliga sündhaft teure Rechte bezahlen muss. Allerdings interessanter wären Sportveranstaltungen, die als primäres Ziel nicht unbedingt den wirtschaftlichen Erfolg haben.
Für den anderen heißt Grundversorgung Schulfernsehen.
Und wo bitte findet heute so etwas statt? Uralte, ja, 30 Jahre alte Physiksendungen im BR in homöopathischen Portionen. Dafür jedoch massenhafte Sendungen wie z. B. Musikantenstadl, Sturm der Liebe, Lindenstraße, Marienhof usw.
Kindernachrichten.
Lobenswert. Aber nicht 24 Stunden täglich. Es reicht einmal täglich um 16 oder 17 Uhr.
Wissenschaftssendungen.
Auch interessant. Ich schaue mir solche Sendungen auch gerne an. Aber auch hier gilt die richtige Dosis zu finden. Es reichen ein Paar wenige in der Woche, was heute sowieso schon der Fall ist, denn weitaus über 80% des Gesamtprogramms sind Wiederholungen schlechter Sendungen wie die bereits genannten oder Zoogeschichten in allen Variationen.
Der nächste sucht Verbrauchertipps. Juristische Ratgeber. Und, und, und - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Ein Paar Ratgeber, Plusminus, die Reporter, Auslandjournal und einige mehr reichen vollkommen aus für eine ganze Woche. Allerdings decken diese nicht einmal ein Zehntel der Sendezeit ab. Etwas Nachrichten, dazu eine Priese Schulfernsehen, einige Wissenschaftssendungen und etwas Sport, und schon nähren wir uns einer Sendezeit von 50%. Das eine oder andere Konzert, etwas Musik für die Jugend und eine Stunde Zeichentrickfilme für die Kids und schon füllt sich das Programm langsam.
Aber warum haben wir für die
GRUNDversorgung 23 Programme?
Wie alles, was Werte anspricht. Und wie alles, was Werte anspricht, kann und muss diese Frage jeder für sich beantworten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sicherstellen, dass jede/r Einzelne die Möglichkeit hätte, zu den vielfältigen Themen und Interessen unabhängige Angebote zu finden.
Halt! Wo steht das in dieser Deutlichkeit? Was Sie gerade beschrieben ist eine
VOLLversorgung, wir reden allerdings von der
GRUNDversorgung. Das Gesetz spricht auch nur von Grund- und nicht von Vollversorgung.
Eine Grundversorgung muss lediglich eine minimale notwendige Grundlage abdecken. Daher Grundversorgung. Sie möchten jedoch jedem einzelnen Bürger dieser Republik ein Vollprogramm anbieten. Ich akzeptiere das nicht. Ja, ich lehne das ab.
Ein vergleich: Medizinische Versorgung. Jeder Krankenversicherte darf ein Minimum an Leistungen erwarten. Will er mehr, so wird er zur Kasse gebeten. Bespiel: Zahnärzte.
Genau so einen Grundversorgungsauftrag haben Sie. Wer mehr will, soll zahlen und derjenige der das nicht will oder kann, darf bei seiner Grundversorgung bleiben und kein Stückchen mehr.
Sich zu informieren, um eine eigene Meinung zu bilden. Vielfältig und unabhängig. Denn genau das ist Grundversorgung.
Endlich sind wir derselben Meinung! Aber dafür reicht auch ein einziges Fernsehprogramm für die gesamte Nation.