Quelle: Schwäbische Zeitung
Verschwendung beim SWR gerügt
STUTTGART - Die Rechnungshöfe haben beim Südwestrundfunk erhebliche Misswirtschaft aufgedeckt. Der Sender leiste sich überhöhte Personalkosten, zu teure Fernsehproduktionen und Neubauten, stellten sie bei einer Prüfung der Abrechnungen von 2003 bis 2006 fest. Mitarbeiter und Gremien lebten teils in Saus und Braus.
(Vom SZ-Redakteur Andreas Schanz)
Das Landgericht Baden-Baden hat jüngst den Rechtsstreit um den 25.000 Euro teuren Geburtstagsempfanges früheren SWR-Intendanten Peter Voß auf der Buhlerhöhe eingestellt. Die Ausgaben waren als Produktionskosten getarnt worden. Der damalige Fernsehdirektor Christof Schmid zahlte eine Geldbuße von 13.000 Euro. In erster Instanz war er der Untreue schuldig gesprochen worden.
Beim Sender wird aber offensichtlich öfters getafelt. Für Betriebsfeste in Stuttgart, Mainz und Baden-Baden mit "reichhaltigem" Programm wurden in den vier überprüften Jahren 432.000 Euro ausgegeben, davon 40 Prozent für die Verköstigung. Angesichts der starken Gebührenfinanzierung solle der SWR diese Praxis überdenken, forderten die Rechnungshöfe von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in ihrem gestern vorgelegten Bericht.
Auch die reguläre interne Bewirtung fiel üppig aus. Bei Fernsehproduktionen wie dem "Tatort" wurden bis zu 23.400 Euro für die Verpflegung der Teams aufgewendet. Von den Kantinen organisierte, interne Arbeitsessen, die grundsätzlich gar nicht zulässig sind, verschlangen allein 2006 rund 80.000 Euro. "Die Praxis entspricht keiner sparsamen Haushalts- und Wirtschaftsführung", rügten die Prüfer.
Die Rundfunkgremien fielen durch teure Auslandsreisen von Ausschüssen auf, 2007 wurde der Haushaltsansatz um 78.000 Euro überschritten. "Das ist nicht wirklich wild", entgegnete Ulrich Müller, der Vorsitzende des SWR-Verwaltungsrates, der den Bericht der Rechnungshöfe im März 2009 behandeln will. Auch die Nutzung von Ehrenkarten für die Schwetzinger Festspiele war aus Sicht der Prüfer überzogen.
Nicht zuletzt beim Personal schlug der Südwestrundfunk über die Stränge. Die Gagen für Dirigenten bis zu zwei Millionen Euro jährlich - lägen weit über den festgelegten Tagessätzen. Auch freie Regisseure und Kameraleute würden zu gut bezahlt. Die Prüfer empfahlen, Dienstleistungen der ineffektiven Tochterfirma Maran-Film auf andere Weise zu besorgen.
Der seit 1. Mai 2007 amtierende Intendant Peter Boudgoust hat versprochen, die Vorhaltungen gründlich zu prüfen. Bei aller Detailkritik hätten die Rechnungshöfe dem Sender aber ein "kontinuierliches Optimierungsbestreben" bescheinigt. Boudgoust wies darauf hin, dass der SWR seit der Fusion über 90 Millionen Euro eingespart und ins Programm gesteckt habe. Die Tarifabschlüsse seien im Gesamtvolumen deutlich unter den Ergebnissen des öffentlichen Dienstes geblieben.
Mein Kommentar: So zahlt man gerne Rundfunkgebühren...