Kleine Notiz, damit es nicht verloren geht:
Die " Turnier-Ordnung (T. O.), Hrsg.: Oberste Behörde für die Prüfung der Warm- und Kaltblutpferden
Wurde 1928 vom bereits genannten jüdischen Verlag Louis Borchardt gedruckt.
https://katalog.mendelu.cz/records/6f631cf3-22fd-4e44-909d-8473fee92ed5?locale=csDie Ausgabe 1938 wurde vom Paul Albrechts Verlag gedruckt. Beide hatten den Standort Lindenstrasse 16/17 in Berlin.
https://www.zvab.com/Turnier-Ordnung-G%C3%BCltig-1.Oktober-1938-Warmblutpferde-Herausgegeben/22868521472/bdDies soll ein Beispiel sein, wie Druckdienstleister normalerweise anonym im Hintergrund arbeiten. Sehr selten wurde und wird der DDL auf Formularen und anderen hoheitlichen Druckwerken vermerkt, so wie in diesem Beispiel. Meist steht auf den Druckwerken "Selbstverlag" o.Ä. Man darf nicht vergessen, auch wenn der DDL "nur" Aufträge ausführt, er als Multiplikator an der Ausführung von hoheitlichen Anordnungen maßgeblich beteiligt ist. Im Guten und im Schlechten. Im 3. Reich war eine so gründliche "Umstrukturierung" der Verwaltung und der Bevölkerung nur mit einem funktionierenden Druckdienstleistertum möglich, das entsprechende Formulare in entsprechender Menge bereitstellte. Der PAV hatte 1938 -Hochzeit der Arisierung- eine Dependance in Berlin eröffnet und entfernt nun Hinweise darauf im Internet (Angefangen mit der Umgestaltung der eigenen Webseite), nachdem ich die Frage gestellt hatte, womit der PAV sich denn bis 1944 zu einem so bedeutenden Druckdienstleister entwickelt hat (PAV Aussage einer alten Webseite - siehe weiter oben).
Es fällt natürlich nur mir auf, wie offensichtlich die Berliner Vergangenheit des Verlags verschwinden soll. Wer beschäftigt sich schon mit "harmlosen" Druckdienstleistern. Auch in einem hier im Thread weiter oben verlinkten Podcast wird Berlin deutlich ausgeblendet. Es ist von Stolp, Sandesneben und Lütjensee die Rede. Es stellt sich weiterhin die Frage, ob und wie der jüdische Verlag Louis Borchardt, der vor "Eingliederung" oder "Bau" (PAV hat in alten Webseiten dazu widersprüchliche Aussagen getätigt) der Dependance in Berlin an genau der selben Adresse seinen Firmensitz hatte und in der Zeit liquidiert wurde. Die Lindenstrasse liegt im ehemaligen "Zeitungsviertel", das in der Zeit um 1938 von nichtarischen Betrieben gründlich "gereinigt" wurde.
Buchverlage, die zur Nazizeit nationalsozialistisches Gedankengut gedruckt hatten, mussten sich nach Zusammenbruch des Reiches, während der Aufarbeitung der Vergangenheit erklären, auch mussten sie darlegen, was daraus gelernt wurde. Druckdienstleister blieben, obwohl manche direkt an der Durchsetzung von (heute) verbrecherischen Verwaltungsakten beteiligt waren, unbehelligt. Wenn DDL der Zeit die Vergangenheit aktiv verschleiern wollen, ist das mehr als bedenklich. Eine Aufarbeitung scheint beim PAV nicht gewünscht.
Der PAV ist aktuell Druckdienstleister für den
Beitragsservice, für Krankenkassen und andere öffentliche Stellen. Es darf davon ausgegangen werden, dass dort persönliche Daten aller Bundesbürger aus unterschiedlichen Anlässen mehrfach verarbeitet werden. Selbstverständlich unter Einhaltung von Datenschutzregelungen.
„Eine ewige Erfahrung lehrt jedoch, daß jeder Mensch, der Macht hat, dazu getrieben wird, sie zu mißbrauchen. Er geht immer weiter, bis er an Grenzen stößt. Wer hätte das gedacht: Sogar die Tugend hat Grenzen nötig. Damit die Macht nicht mißbraucht werden kann, ist es nötig, durch die Anordnung der Dinge zu bewirken, daß die Macht die Macht bremse.“ (Montesquieu)