...altes Leid in neuem Gewand? medienpolitik.net, 06.01.2021
Neuer Vertrag mit altem Auftragvon Helmut Hartung, Chefredakteur medienpolitik.net
Auf intensives Betreiben von Thüringen, das derzeit die Rechtsaufsicht über den MDR innehat, konnten sich die drei Ministerpräsidenten von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen einigen, nach knapp 30 Jahren den Staatsvertrag über den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) zu reformieren. [...]
Die Neufassung enthält zahlreiche rechtliche und pragmatische Neuerungen. Erforderlich wurden diese unter anderem vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Digitalisierung und den damit verbundenen Möglichkeiten und Erfordernissen. [...]
Die rot-rot-grüne Landesregierung konnte mit dem Staatsvertrag darüber hinaus erreichen, dass die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Vertretungsrechte freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestärkt werden und Veröffentlichungspflichten den Bürgerinnen und Bürger eine höhere Transparenz bieten.
Allerdings geht die Beschreibung des Auftrages und der Aufgaben für den öffentlich-rechtlichen Sender, die unlängst sowohl in Sachsen-Anhalt als auch in Sachsen-Anhalt stark kritisiert worden sind, nicht über Festlegungen des Medienstaatsvertrages hinaus. So ist weder von Plattformen, von einer besseren digitalen Vernetzung, noch von einer möglichen Reduzierung linearer Hörfunk- oder TV-Angebote die Rede. [...]
Mit der Novellierung ist es zwar gelungen, den Staatsvertrag über den Mitteldeutschen Rundfunk zu überarbeiten und zu modernisieren, allerdings wurde die Chance nicht genutzt, auch den Auftrag zu reformieren. Dennoch ist – im Gegensatz zur geplanten Erhöhung des Rundfunkbeitrages – nicht mit einer Ablehnung durch die drei Landesparlamente zu rechnen. So erklärte Markus Kurze, Medienpolitische Sprecher der CDU in Sachsen-Anhalt, während einer Landtagsdebatte am 15. Dezember 2020, dass man eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht nur im MDR umsetzen müsse, sondern beim gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der Ministerpräsident aus Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, will den Staatsvertrag am 12. Januar unterschreiben. Anscheinend ohne Einschränkung.
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https://www.medienpolitik.net/2021/01/neuer-vertrag-mit-altem-auftrag/Zusatzinfos:
Thüringer Regierungsmedienkonferenz zum MDR-Staatsvertrag am 22.12.2020 (Video)
https://www.youtube.com/watch?t=116&v=JOTMwfVq7Wg&feature=youtu.beVorunterrichtung der Staatsregierung im Sächsischen Landtag vom 06.12.2020(DS 7/4776, Stand Staatsvertrag 18.11.2020)
http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=4776&dok_art=Drs&leg_per=7&pos_dok=0&dok_id=undefined