Weil Deutschland aber aus 80 Millionen Programmdirektoren besteht, gibt es viele Vorstellungen davon, wie er gemacht werden sollte. Auf jeden Fall halt anders. Und besser.
Schon hier wird die Ahnungsloskeit des Herrn Raab deutlich, denn rein logisch betrachtet fallen Nichtnutzer als Programmdirektor raus. Man sollte erst mal zu den Punkt kommen wo man erkennt, dass es Leute gibt, die auf den ÖRR überhaupt nicht angewiesen sind, egal welches Programm sie ausstrahlen. Dann erst den Text dazu formulieren. Ist doch gar nicht so schwer.
Nur, den Laden ganz oder weitgehend abräumen? Kinkerlitzchen wie das für den WDR umgedichtete Kinderlied über die Oma, die „’ne alte Umweltsau“ sei, reichen etwa der Werte-Union mittlerweile für die Forderung, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk „in seiner jetzigen Form“ abzuschaffen. Das ist Fox-News-Schule: Mit Nichtigkeiten werden Feindbilder zementiert, deren Existenz dann politisch nutzbar gemacht werden soll.
Schon wieder falsch. Das Oma-Lied war im allergünstigsten Fall ein winziges Puzzleteil im tonnenschweren Kritikbündel. Wenn überhaupt, hat die #Nazisau-Debatte das Fass hier eigentlich zum Überlaufen gebracht.
Die Öffentlich-Rechtlichen, hieß es etwa in einem Kommentar, könnten sich doch auf das konzentrieren, „was der freie Markt nicht bereithält, also seriöse und umfassende Fernseh- und Radionachrichten“, und „auf alles andere verzichten“. Das sollten sie aber mal schön bleiben lassen. Das Ergebnis wäre ein ungesund abgemagertes System.
Eine Behauptung durch Beweise oder Argumente stützen? Wozu denn? Warum denn nachdenken bevor man etwas sagt oder schreibt ...? Peinlich.
Netflix, das von Marktliberalen immer wieder als Argument gegen ARD und ZDF angeführt wird, produziert in Deutschland wenig und praktisch nichts Nichtfiktionales. Viele Ältere, die auch grundversorgt werden wollen, wären einigermaßen abgeschnitten; die angeblich omafeindlichen Anstalten sind viel generationsübergreifender tätig als die Privaten, die in 70-Jährigen keine Zielgruppe sehen müssen.
Wenn Oma-TV mit Heimatgeschichten gesehen werden will, dann wird sich dafür auch ein Sender finden. Immerhin sind die Rentner der größte Teil der TV Nutzer. Ob es dafür ein ÖRR braucht, dafür sehe ich in diesem Text keine Argumente. Von Abschneiden medialer Versorgung kann also keine Rede sein.
Der Auftrag ist nicht nur, Nachrichten zu senden. Der Auftrag ist: die Vielfalt dieser Gesellschaft. Wie kann man also alle oder doch möglichst viele Menschen erreichen? Vor allem bei Menschen mit formal niedriger Bildung und bei Jüngeren gibt es hier ein Problem.
Offenbar zählt Herr Raab auch mit zu den Menschen mit formal niedriger Bildung, sonst würde er so einen Artikel nicht schreiben. Scheinbar hat das ÖRR ihm nicht davor bewahrt, geistig zu verwahrlosen. Schon die Frage ist in sich verkehrt. Der ÖRR muss nicht möglichst viele erreichen, denn das wäre dann ja Zwang. Der ÖRR muss lediglich für möglichst viele erreichbar sein. Und das ist er nun mal schon längst.
Wenn ein halbwegs normal denkender Mensch Bildung oder Unterhaltung sucht, dann wird er sich ja nicht drüber beschweren, warum er nicht schon die ganze Zeit über damit versorgt wurde, sondern er wird sich nach einer für ihn geeigneten Quelle, zum geeigneten Zeitpunkt umsehen.
Problematisch ist die Entwicklung, weil das Publikum bei YouTube die Inhalte gar nicht unbedingt als öffentlich-rechtlich erkennt
In den allermeisten Fälle gab es die Youtube-Channels aus dem Funk-Netzwerk schon vorher und haben sich dann gegen etwas Geld - natürlich reden wir hier nicht von Bestechung - einfach das Logo drauf gepappt. Es ist kein Problem, denn nur weil das Funk-Logo dran prangert muss man nicht so tun als hätte man hier was großes für da ÖRR am Laufen.