Sehr umfangreiches - und sehr lesenswertes Interview...
FAZ, 08.01.2019
ARD und ZDFMan macht nur das öffentlich, wozu man gezwungen wirdDer österreichische Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch ist Mitglied im ZDF-Fernsehrat. Und versucht dort, Transparenz zu schaffen. Manche mögen das nicht. Ein Interview.Von Harald Staun
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In seinem Urteil forderte das Bundesverfassungsgericht ein „Mindestmaß an Transparenz“ im Fernsehrat. Sie versuchen dazu beizutragen, indem sie von der Arbeit des Fernsehrats in Blogbeiträgen und auf Twitter berichten. Wie reagieren ihre Kollegen darauf?
Ich nehme die Kritik des Bundesverfassungsgerichts sehr ernst und will mich dem Urteil entsprechend verhalten. Aber trotz all der neuen Mitglieder, die nach dem Urteil im Fernsehrat sitzen, gibt es personell eine beträchtliche Kontinuität. Ungefähr die Hälfte der Leute hat Erfahrung damit, wie es zwanzig, dreißig Jahre vorher gelaufen ist. Da gibt es starke Beharrungskräfte. Die Ausschussvorsitzenden sind alles Leute, die schon im alten Fernsehrat waren. Die wissen natürlich, wie es läuft. Dass es die Intention des Urteils war, dass es nicht weiterläuft wie bisher, kommt dabei teilweise zu kurz. Was ich mache, irritiert manche Leute nachhaltig. Dass ich etwa sehr offen und detailliert über Vorwahlen in den Freundeskreisen gebloggt habe, wird mir bis heute vorgehalten.
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Die Transparenzbemühungen des Fernsehrats sind auch nach dem Urteil eher dürftig. Öffentlich sind nur die Sitzungen des Plenums, dort finden aber kaum Diskussionen oder Kontroversen statt. Die Ausschüsse tagen weiter hinter verschlossenen Türen.
[...] Und öffentlich heißt sowieso nur, dass man als Besucher am Ort an den Sitzungen teilnehmen kann, es gibt keinen Livestream. Nicht einmal die Wortprotokolle der öffentlichen Sitzungen werden veröffentlicht. Es gibt eine große Skepsis, insbesondere gegenüber der Internetöffentlichkeit. Das ist absurd, weil sich nur eine kleine Öffentlichkeit überhaupt für die Arbeit des Fernsehrats interessiert. Die auch noch auszuschließen, untergräbt die Glaubwürdigkeit der Aufsichtsgremien. Man macht nur das öffentlich, wozu man gezwungen wird. Das vermittelt insgesamt das Bild, dass man eigentlich in Ruhe gelassen werden möchte.
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Ihr Traumpaar wäre: das ZDF und die Wikipedia. Warum würde das so gut passen? Bisher ist die Wikipedia nicht besonders durch Bewegtbilder aufgefallen.
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Wie stehen denn die Chancen für eine solche Zusammenarbeit?
Ich rede seit zwei Jahren kontinuierlich mit beiden Seiten. Ich forsche seit zehn Jahren über die Wikipedia, ich kenne die Akteure ganz gut. Es gab im Sommer einen runden Tisch mit Vertretern beider Seiten [...]
Vor ein paar Tagen hat Wikimedia die Initivative „Wiki loves TV & Radio“ gestartet, um eine Kooperation voranzutreiben. Es gibt sogar eine Art Wunschzettel der Wikipedia-Redaktion. Was steht da drauf?
Das steht drauf, dass sie gerne Inhalte hätten wie Erklärstücke, Dokumentationen, Wahlberichte, wie gesagt. Konkret wünschen sich die Wikipedianer etwa Auschnitte aus legendären Sendungen wie [...]
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https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/transparenz-im-zdf-fernsehrat-fragen-an-leonard-dobusch-15973058.html