Bildquelle: http://up.picr.de/30704435il.pngZeit Online, 23.11.2017
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk:
Lasst euch prüfen!Die Öffentlich-Rechtlichen müssen ihren Wert für die Gemeinschaft unter Beweis stellen. Dafür sollten sie sich einer unabhängigen Qualitätsprüfung unterziehen lassen. Ein Gastbeitrag von Margreth Lünenborg (Professorin für Kommunikationswissenschaften an der FU Berlin)
Starr, bürokratisch und altmodisch, interessengebunden oder staatstragend – diese Attribute begleiten das aktuelle Bashing des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Allzu offensichtlich sind dabei in vielen Fällen die Eigeninteressen der Kritiker, besonders deutlich erkennbar in den Äußerungen von Mathias Döpfner, dem Präsidenten des Zeitungsverlegerverbandes (BDZV). Doch jenseits dieser Machtkämpfe gilt es zu fragen: Was macht den Wert öffentlich-rechtlicher Medien aus? Wie lässt sich dieser Wert steigern und öffentlich sichtbar machen?
Eine Reihe von Wissenschaftler_innen und medienpolitisch Interessierten, zu denen auch ich gehöre, haben in einem offenen Brief zehn Thesen zur Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien formuliert. Wir wollen damit sowohl die interne Debatte in Medieninstitutionen wie auch den öffentlichen Diskurs anstoßen. Durch Digitalisierung und konvergente, vernetzte Kommunikation erleben wir gerade einen radikalen Wandel von Medieninstitutionen und -angeboten. Tradierte Strukturen und Geschäftsmodelle sind grundlegend herausgefordert. [...]
[...] Welche Inhalte, welche Angebote, welche Medien brauchen wir? Welchen öffentlichen Wert haben Informationen und auch unterhaltungsorientierte Medienangebote? Welchen sollten sie haben?
Genau an dieser Stelle kommen öffentlich-rechtliche Medienangebote ins Spiel. Ihre Legitimation kann nur darin bestehen, spezifische Leistungen für die Gesellschaft beziehungsweise für verschiedene Teile dieser Gesellschaft zu erbringen, die ansonsten nicht (oder nicht ausreichend) gewährleistet sind. Ihr Erfolg kann deshalb nicht zuvörderst anhand von Reichweite und Einschaltquoten bemessen werden. Ein erfolgreicher öffentlich-rechtlicher Rundfunk muss durch seine Qualität sichtbar werden. Qualität als public value, als öffentliches Gut – was heißt das genau?
[...]
In Deutschland gibt es bisher keine unabhängige und auf Dauer gestellte Qualitätsprüfung öffentlich-rechtlicher Medienangebote. Sie ist jedoch unverzichtbar, um deutlich zu machen, worin ihr gesellschaftlicher Wert liegt oder liegen kann – auch im Vergleich zu anderen privaten Anbietern. Eine Qualitätsdebatte darf nicht beim Abhaken bekannter Kriterien stehen bleiben.
Weiterlesen auf: http://www.zeit.de/kultur/film/2017-11/oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-debatte-qualitaetskontrolle-journalismusZu den "10 (Lobby-)Thesen" siehe auch:
Offener Brief: Erst kommt der Auftrag, dann der Beitrag vom 10.09.2017
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,24346.msg154661.html#msg154661