Selbstverständlich schätze ich Qualität, egal ob bei Lebensmitteln, Möbeln, elektronischen Geräten, Kleidung und allen übrigen Dingen, die ich benötige oder des puren Luxus wegen erwerbe, wie z. B. Kraftfahrzeuge. Und ich bin auch bereit dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen. Das gilt selbstverständlich auch für die Leistungen von Journalisten.
Das Problem ist meist, dass es nicht einfach ist eine geeignete Quelle zu finden, bei der ich für mein Geld ein Produkt erhalte, von dessen Qualität ich rundherum überzeugt bin. Häufig muss man Kompromisse machen, z. B. beim Funktionsumfang, der Menge, Farbe, was immer. Wenn mehrere Angebote innerhalb der Grenzen der ggf. erforderlichen Kompromisse verfügbar sind, kommt es zu einer Abwägung nach objektiven wie subjektiven Kriterien (Shortlist). In diese gehen selbstverständlich Erfahrungen aus früheren Käufen ein. Friseure, die meinen auf meinem Kopf sich selbst verwirklichen zu können, besuche ich sicher nicht zweimal. Wenn der Gemüsehädler oder Schlachter mir schlechte Ware andreht, ist er mich als Kunden los. Und wenn ich mit Fahrzeugen oder Waschmaschinen eines Fabrikats schlechte Erfahrungen gemacht habe, dann werde ich dem Hersteller in der Regel keine zweite Chance geben.
Nach diesen Allgemeinplätzchen zum Journalismus. Warum sollte ich permanente Meinungsmache, mangelnden Recherchewillen bzw. -fähigkeit, Informationsunterdrückung und -verfälschung goutieren? Natürlich gibt es Meinungsfreiheit und ich kann recht gut mit anderen Meinungen leben. Aber warum sollte ich für ein geschlossenes Weltbild bezahlen, also z. B. eine BLÖD-Zeitung erwerben? Wie kommt man auf die Idee, dass eine Nachrichtensendung im Fernsehen, die mit persönlichen Ansichten der Korrespondenten, der Sprecher und der Redaktion gefüllt wird, mir etwas wert ist? Klar ist, dass jeder einmal Fehler macht. Da bin ich ziemlich gutwillig, vor allem wenn diese zugegeben und korrigiert werden. Wenn aber "Fehler" systematisch begangen werden, dann ist "Schluß mit lustig". Und bei vielen Presseprodukten ist das erträgliche Maß für mich lange überschritten, weshalb ich die meisten Zeitungen und Zeitschriften, die ich früher abonniert hatte, nach und nach abbestellt habe. Und was Hörfunk und Fernsehen angeht, spare ich mir hier die schon oft erwähnten Defizite; es sind nicht wenige.
Noch ein Wort zum "Qualitätsjournalismus". Dieses Wort gab es in meiner Jugend gar nicht. Es gab den Boulevard und die Zeitungen und Journalisten, die sich nicht primär auf Schlagzeilen fokussierten sondern auf die Information in Bericht und Meldung. Über die Qualität wurde und wird am Kiosk, dem Zeitschriftenhandel und bei Abonnements entschieden. Einzig wir Kunden entscheiden, was Qualität ist und was nicht, nicht die Traumtänzer des Journalismus. Diese sollten vor allem eines immer wieder bedenken: Journalist kann sich jeder nennen, auch der Unterzeichner dieser Zeilen, der solches allerdings nicht erwägt. Bei solchem Berufsbild wäre m. E. etwas mehr Demut und Reflektion angebracht, nicht die Großkotzigkeit, die man immer häufiger bei selbst ernannten "Qualitätsjournalisten" antrifft, wenn man kritische Punkte der Medien heute aufspiesst.
M. Boettcher
Ken Je(b)sen, Betreiber von KenFM, soll "politische Entfremdung" betreiben und "unwahre Verschwörungstheorien" verbreiten. Daher beobachtet ihn der sogn. Verfassungsschutz. Würden die "Verschwörungspraktiker" dieses Dienstes ihren Maßstab an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Publikationen von der BILD-Zeitung bis zum Magazin SPIEGEL anlegen, in Deutschland bliebe kein Medium unbeobachtet. So schnell wird in Deutschland zum Staatsfeind, der nicht mit dem Strom schwimmt.