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Autor Thema: Vorspulen verboten – Editorial c’t 12/2010  (Gelesen 3212 mal)

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    • Online-Boykott – Das Portal gegen die jetzige Art des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und dessen Finanzierung
In der c't 12/2010 – erscheint am Dienstag 25.5. – ist im Editorial der unten zitierte Text erschienen. Der hat mich motiviert, nachfolgende E-Mail zu schreiben:



Vorspulen verboten – Editorial c’t 12/2010

Sehr geehrte Damen und Herren,

Herr Ronald Eikenberg erfasst die aktuelle Lage im gegenwärtigen HD-Fernsehmarkt richtig, seine Schlussfolgerung ist jedoch für informierte kritische Menschen ein sehr großes Ärgernis.

Worum geht es? Herr Eikenberg schreibt:

„Ich komme fürs Erste auch gut ohne privates HD-Futter klar: ARD, ZDF und Arte bieten ja weiterhin volles HD-Programm. Über alle Empfangswege. Auch auf dem PC. Ganz ohne Vorspulverbot.“

Ich teile Herrn Eikenbergs Unmut über die Praktiken der privaten Fernsehsender. Allerdings vermisse ich beim Fazit dieses Editorials Objektivität, Fairness und Qualität.

Bei allem Ärger müssen die Privaten die Infrastruktur und den Betrieb ihres HD-Fernsehens aus ihren Werbeeinnahmen und den Gebühren ihrer Abonnenten finanzieren. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten – zu denen ARD, ZDF, Arte und noch weitere 20 zählen – finanzieren sich dagegen aus den unfreiwilligen Rundfunkgebühren plus Werbung.

Alleine im Jahr 2008 verzeichneten die Öffentlich-Rechtlichen Einnahmen in einer Höhe von über 7,2 Milliarden EUR. Durch die Gebührenerhöhung ab 2009 dürften die Einnahmen auf die astronomische Höhe von 7,6 Milliarden EUR gestiegen sein.

Um einen ersten Eindruck zu bekommen, über welche Geldbeträge es sich hierbei handelt, erinnern Sie sich bitte an Deutschlands Beitrag zur Rettung Griechenlands – fast 24 Milliarden in drei Jahren. Weiterführende Information zu diesem Thema finden Sie unter http://gez-boykott.de oder Sie besuchen gleich das Forum unter http://gez-boykott.de/Forum/index.php.

Den Privaten einseitig ihre Finanzierungsbemühungen vorzuwerfen, während Sie gleichzeitig Schleichwerbung für die Öffentlich-Rechtlichen betreiben, entspricht nicht dem ansonsten guten Niveau Ihres Magazins. Das hat mich als langjähriger Abonnent Ihres Magazins sehr betroffen gemacht. Ich hoffe sehr, dass dies ein einmaliger Ausrutscher bleibt.

Für eine öffentliche Stellungnahme wäre ich Ihnen dankbar.


Mit freundlichen Grüßen

Dipl.-Ing. René Ketterer Kleinsteuber




Zitat von: c't 12/2010 - Editorial

Vorspulen verboten

Gerade hat das digitale Fernsehen die analoge
TV-Übertragung aus den meisten Wohnzimmern
verdrängt, schon springen die ersten auf den
HD-Zug auf, in dessen Kessel die Industrie
massig Kohle wirft. Und tatsächlich spricht
vieles dafür, sich dem hochaufgelösten
Bilderrausch hinzugeben - zumal heute in den
meisten Haushalten eh mindestens ein
pixelprotzendes Flat-TV steht.

Angesichts der knackigen HD-Pracht trauert
niemand der ollen PAL-Auflösung hinterher,
deren Bildpunkte man mit bloßem Auge zählen
konnte. Wirklich niemand? Wer sich schon
am Smartcard-Zwang beim digitalen Kabelempfang
der Privatsender stört, wird in der HD-Welt
erst recht sein blaues Wunder erleben: Die
Privatsender nutzen die Umstellung aus, um
den geneigten Fernsehzuschauer wieder in den
Griff zu kriegen - egal ob der will oder
nicht. Manch einer wird schwermütig an den
guten alten VHS-Recorder zurückdenken.

Timeshift? Maximal 90 Minuten. Sendungen
aufnehmen und am nächsten Tag gucken? Nur mit
neuen, HD+-zertifizierten Empfangsgeräten.
Werbung in Aufnahmen überspringen? Nix da,
Vorspulen nicht erlaubt! Auch die Weitergabe
der Aufzeichnungen ist nicht vorgesehen.
Aus ist's mit "Ich fahre drei Wochen in den
Urlaub, nimm mir mal die Simpsons auf". PC-Nutzer
werden kurzerhand ganz ausgesperrt.

Ärger bereitet vor allem die blockierte Vor-
spulmöglichkeit, zumal die Privaten immer noch
keinen zuverlässigen Ersatz für das analoge
VPS-Signal senden. Wer HD+ aufnimmt, muss also
weiterhin großzügige Vor- und Nachlaufzeiten
einplanen. Im schlimmsten Fall muss man bei der
Wiedergabe nicht nur unspulbar den letzten Akt
der Vorsendung erdulden, sondern auch noch den
zugehörigen Werbeblock. Wer Filme im Nachtprogramm
aufzeichnet, kann alsbald die Jingles
der Sex-Hotlines mitsingen.

HD+ soll der Generation VHS endgültig die Lust
am Sammeln und Tauschen nehmen. Die Lust am
hochaufgelösten Privatfernsehen ist vielen
sowieso schon vergangen. Es bleibt abzuwarten,
ob sich die Videokassettenjockeys von einst
damit tatsächlich zähmen lassen oder vermehrt
auf halblegale Online-Angebote und Receiver-
Hacks ausweichen.

Somit liegt es an uns, dem geneigten Fernseh-
zuschauer, die Lage zu richten. Welches ist
das geringere Übel: hochskalierter Bilderbrei
auf dem schicken neuen Flachbildfernseher oder
dauerndes Zähneknirschen über die Gängelung
der Privatsender? Ich komme jedenfalls fürs
Erste auch gut ohne privates HD-Futter klar:
ARD, ZDF und Arte bieten ja weiterhin volles
HD-Programm. Über alle Empfangswege. Auch auf
dem PC. Ganz ohne Vorspulverbot.


Ronald Eikenberg



Unterschriftenaktion: https://online-boykott.de/unterschriftenaktion
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  • IP logged  »Letzte Änderung: 22. Mai 2010, 17:38 von René«

 
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