http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,657773,00.htmlDas wird alle, die so gerne auf die Privaten verweisen, wenn sie die verhasste sogenannte GEZ-Gebühr der ÖRR abschaffen wollen und eine reine Finanzierung über Werbung fordern, freuen.
Scheinbar gibt es Überlegungen bei den Privaten, künftig auch eine Art Rundfunkgebühr zu verlangen. Reine Finanzierung durch Werbung soll es demnach dann nicht mehr in der aktuellen Form geben. Wer also unbedingt werbemülldurchsetzten Dreck von Dschungelcamp bis Verblödungsorgien mit Heidi Klum und aufgebrezelten Pseudo-Models glotzen zu müssen glaubt, darf künftig nicht nur für die wenigen Minuten Inhalt bezahlen sondern auch für nervtötendes Werbegelaber. Mit dem Verlust seiner Intelligenz, sofern je vorhanden, bezahlt der Zuschauer ja schon lange.
Oder wird Werbung dann etwas zurück geschraubt? Wohl kaum. Schließlich will man Einnahmen haben. Und da dürfte den Privaten jeder Cent recht sein - und der Zuschauer ohnehin schon lange egal.
Möglicherweise kommt die Idee der Privaten aber zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt. Die ÖRR und die Länderchefs überlegen ja ob es künftig ein neues Gebührenmodell für ARD und ZDF geben soll. Eine haushaltsbezogene Abgabe ist im Gespräch. Sie würde zwar auch wieder ungerecht sein, da es auch Menschen gibt, die sich dem Blödsinn aus Glotze und Radio gänzlich entzogen haben und natürlich auch nicht einsehen, daß sie dafür bezahlen sollen. Aber immerhin würde man mit diesem Modell die mitunter an der Legalität vorbei grassierenden Methoden der GEZ und der, schönrednerisch als Rundfunkgebührenbeauftragte bezeichneten, Schergen endlich los werden. Dieser Apparat bedarf schon viel zu lange einer umfassenden Neuordnung und unabhängigen Kontrolle.
Das leidige Thema auf dem Postwege "verschwundener" Abmeldungen und der danach folgenden, jedem Rechtsstaat Hohn sprechender, Verfolgung durch die Landesrundfunkanstalten und ihrer Handlanger der GEZ wäre dann auch vom Tisch.
Wenn die ÖRR diese Entwicklung dann noch mit einer Neugestaltung ihres Programms verbänden, hin zu qualitätiv wertigeren Sendungen ohne stundenlange Mutantenstadel oder überbezahlte Showmaster, die sich, ohne in eine Heilanstalt eingeliefert zu werden, ungestraft mit Gummibärchen unterhalten dürfen, hin auch zu Politsendungen, die den Namen verdienen und mal nicht wie gewohnt in Selbstdarstellungspräsentationen jedes einzelnen der Teilnehmer nebst Gebrüll und Durcheinandergelaber ausarten, hin auch zu Informationssendungen, die wissenswerte Inhalte liefern und nicht ihre informativen Defizite durch sensationsheischende Effekthascherei kompensieren müssen, dann -ja dann könnte es für die Privaten wirklich schwierig werden, sich gegen die ÖRR durchzusetzen.
Wenn ich die Wahl zwischen zu bezahlendem Müll, durchsetzt mit nervtötender Werbung auf der einen Seite, und qualitätiv besseren Sendungen ohne übermäßige Werbung und einer haushaltsbezogenen Abgabe auf der anderen Seite habe, weiß ich jedenfalls wofür ich mich entscheide.
Aber wer glaubt denn noch an den Weihnachtsmann?
"Philosophische oder Kommunikative Probleme kann nur verstehen oder auflösen, wer begreift, welche Fehlanwendung von Sprache sie erzeugten."
(Ludwig Wittgenstein)