Das Dilemma des heutigen Journalismus...
(Durchaus aufschlussreicher Artikel.)
INFOsperber, 21.05.2015
Auf dem Smartphone, aber wenig smart: Schnellschuss-JournalismusMit Vollgas in die VertrauenskriseSchnell ist nicht schnell genug:
Erstmals berichten Arbeiter in Newsfabriken, wie haarsträubend heute Journalismus produziert wird."[...] Wer dem Publikum unablässig Irrsinn vorsetzt, nur noch selten von relevanten Bruchstücken unterbrochen, kann irgendwann den Sinn seines Informationsangebots nicht mehr erklären und damit auch nicht mehr die Funktion des Journalismus in der Gesellschaft legitimieren. [...]
Es dreht sich alles um Geschwindigkeit, weil Geschwindigkeit Reichweite ist und Reichweite Geld. [...]
«Ja, natürlich spielen das enorme Interesse, beziehungsweise Klicks, beziehungsweise der Ansturm der Leser eine Rolle. Wer erst dann berichtet, wenn es niemanden mehr interessiert, hat ökonomisch verloren.» [...]
«Journalismus ist nurmehr ein hohles Gefäss, in das jeder füllt, was er mag oder was er meint, im Auftrag seiner Nutzer einfüllen zu müssen», schrieb vor einigen Wochen ein frustrierter deutscher Journalist in einem öffentlich publizierten Abschiedsartikel aus seinem Beruf. «Es ist ein sich selbst immer wieder befeuerndes System, das sich gelöst hat von Werten, das sich einzig und allein orientiert an dem, was der Kunde angeblich will. Alles ist darauf abgestellt, dieses System rotieren zu lassen. So etwas erzeugt eigene Zwänge, eigene Gesetzmässigkeiten. Moral wird dabei neu definiert. Oder anders gesagt: Moral ist das, was Klicks bringt.» [...]
Zu den grossen Fehlern des Publikums gehört, dass es häufig Journalisten attackiert, wo Kritik am kaputten Mediensystem nötig wäre – und sein Mediennutzungsverhalten zu wenig reflektiert und mit seiner Kritik in Übereinstimmung bringt. Zu den grossen Fehlern der Journalisten gehört, dass sie sich nicht entschieden und öffentlich gegen das kaputte System stellen, in dem sie arbeiten. Und die grosse Tragik ist, dass Journalisten im angebrochenen Social-Media-Zeitalter, das eigentlich nie da gewesene Möglichkeiten des Dialogs mit dem Publikum bietet, auf vorgebrachte Publikumskritik mit Rückzug oder Gegenkritik reagieren, statt das Publikum zu Verbündeten zu machen. Denn am Ende wird kein Weg daran vorbeiführen: Journalisten müssen damit beginnen, den Journalismus gegen seine Feinde zu verteidigen. Zu diesen gehören auch die Medienkonzerne, bei denen sie heute noch angestellt sind. Sobald sie das tun, klappt’s auch wieder mit dem Publikum – vielleicht."
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