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Allgemeines => Archiv => Pressemeldungen September 2020 => Thema gestartet von: ChrisLPZ am 03. September 2020, 12:27

Titel: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: ChrisLPZ am 03. September 2020, 12:27
Süddeutsche Zeitung, 01.09.2020

Rundfunk in Großbritannien:
Alte Tante unter Druck

Der neue BBC-Chef Tim Davie muss die renommierteste öffentlich-rechtliche Sendeanstalt der Welt vor den massiven Umbauplänen der Regierung schützen - und will sie inhaltlich und finanziell radikal reformieren.

Von Alexander Mühlauer

Zitat
Kann schon sein, dass Tim Davie sich in diesen Tagen an die Aufregung im November 2012 erinnert. Als der damalige BBC-Chef George Entwistle das Handtuch warf, wurde er zu dessen Nachfolger bestellt, wenn auch nur übergangsweise. Auslöser für den Rücktritt war ein Fernsehbeitrag, in dem ein Politiker beschuldigt worden war, sich am Missbrauch von Kindern beteiligt zu haben. Die Vorwürfe erwiesen sich als haltlos. Ein Desaster für die BBC. Davie übernahm damals eine zutiefst verunsicherte Sendeanstalt. Nach knapp fünf Monaten machte er Platz für Tony Hall, der die Anstalt nach sieben Jahren verlässt und Kuratoriumsvorsitzender der National Gallery in London wird.

Nun steht Davie wieder an der Spitze der BBC. Der 53-Jährige ist seit 1. September Generaldirektor. Die öffentliche Aufregung ist zwar nicht so groß wie 2012, aber dafür lastet ein gewaltiger politischer Druck auf ihm.

Die Zukunft einer nationalen Institution steht auf dem Spiel
Es geht dabei nicht nur um das Schicksal eines Senders, sondern um die Zukunft einer nationalen Institution.
[…]

Premierminister Johnson will das Finanzierungsmodell der BBC ändern
[…] Umgerechnet liegt die sogenannte Lizenzgebühr bei etwa 176 Euro, das sind gut 34 Euro weniger als der jährliche Rundfunkbeitrag in Deutschland. Wer nicht zahlt, macht sich in Großbritannien strafbar. Doch das will die Regierung ändern: Wer die Zahlung verweigert, soll juristisch nicht mehr verfolgt werden. Kein Wunder, dass die BBC massive Einnahmeverluste fürchtet.

Die Anstalt finanziert sich derzeit zu 75 Prozent aus Gebühren. Im vergangenen Jahr kamen etwa 3,7 Milliarden Pfund zusammen, umgerechnet rund 4,1 Milliarden Euro.
[…]

Der neue BBC-Chef Davie soll der Kritik der Regierung teils zustimmen
[…]

Weiterlesen auf:
https://www.sueddeutsche.de/medien/bbc-chef-tim-davie-1.5017642 (https://www.sueddeutsche.de/medien/bbc-chef-tim-davie-1.5017642)
Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: ope23 am 03. September 2020, 13:24
Zur Info:

Zitat
Eine Lizenz ist nur erforderlich, wenn ein Fernseher zum Fernsehempfang verwendet wird. Es ist keine Lizenz für den bloßen Besitz eines Fernsehers erforderlich, und für den Besitz und die Verwendung von Funkempfängern ist ebenfalls keine Lizenz erforderlich.
Quelle: Wikipedia-Artikel "Rundfunkabgabe" https://de.wikipedia.org/wiki/Rundfunkabgabe#Vereinigtes_K%C3%B6nigreich (https://de.wikipedia.org/wiki/Rundfunkabgabe#Vereinigtes_K%C3%B6nigreich)

Die Lizenz kann dann kostenpflichtig (verschiedene Gebührenhöhen) oder kostenlos ("befreit") sein.
Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: cecil am 03. September 2020, 18:05
Zitat
Der neue BBC-Chef Tim Davie muss die renommierteste öffentlich-rechtliche Sendeanstalt der Welt vor den massiven Umbauplänen der Regierung schützen - und will sie inhaltlich und finanziell radikal reformieren.
,..
Johnson will die Anstalt radikal reformieren - inhaltlich und finanziell.
...
Die Anstalt finanziert sich derzeit zu 75 Prozent aus Gebühren. Im vergangenen Jahr kamen etwa 3,7 Milliarden Pfund zusammen, umgerechnet rund 4,1 Milliarden Euro. Den Rest erwirtschaftete die BBC vor allem mit dem Verkauf von Eigenproduktionen. Werbung ist bei der BBC zum Schutz der staatlich festgelegten Unparteilichkeit streng reguliert. Geht es nach Johnsons engstem politischen Berater Dominic Cummings, soll sich das Finanzierungsmodell komplett ändern. Dem Vernehmen nach will Downing Street die Gebühren ganz oder zumindest teilweise abschaffen und durch ein freiwilliges Abonnementmodell ersetzen - nach dem Vorbild von Netflix.
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/medien/bbc-chef-tim-davie-1.5017642


Das derzeitige britische System scheint auf Deutschland nicht so ohne weiteres übertragbar zu sein.

Bedenken hätte ich persönlich, wenn jegliche Inhalte des BBC nurmehr solchen Leuten zugänglich wären, die ein Abonnement abschließen.

Professionell recherchierte Presse- und Rundfunkinformationen (hier: BBC) sollten gerade auch im Internet allen frei zugänglich bleiben -- als tatsächlich notwendiges Gegengewicht zu den sogenannten "alternativen Medien", die ihrerseits weiterhin kostenfrei im Internet über youtube o. ä. systematisch und gehäuft ihren Unsinn und ihre einseitigen Weltanschauungen verbreiten - vielfach mit dem dahinter stehenden politischen Ziel, das demokratische System, Regierung und Presse nicht nur zu kritisieren, sondern fundamental zu destabilisieren.

Die britische Regierung sollte es sich daher gut überlegen, die Bestrebungen solcher politischen Kräfte auch noch zu befördern, indem sie die Zugänglichkeit von BBC-Inhalten einschränkt. Solche Kräfte und Bestrebungen gibt es womöglich nicht nur in Deutschland.

Allerdings ist - zumindest in Deutschland - dringend ein gerechteres Finanzierungsmodell nötig, dass Einkommensunterschiede und unterschiedlicher Leistungsfähigkeit der Rundfunkbeitragszahlenden berücksichtigt, überdimensionierte Gehälter von Intendant/innen deutlich nach unten korrigiert, insgesamt sparsamere Strukturen schafft und und und ...

Die Meinungsschlacht um Corona - welche derzeit im Internet tobt - macht meines Erachtens sehr schön deutlich, wie schwierig die Diskussion um eine geeignete und gerechtere Rundfunkfinanzierung ist.

Um eine Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kann es ganz sicher nicht gehen.
Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: ope23 am 03. September 2020, 19:12
Das vorige Posting versucht ein Abgleiten ins Off-Topic und enthält sehr viel Framing.

(Sollen die "alternativen Medien" lieber kostenpflichtig werden?  :o )

Dieses Forum beschäftigt sich nahezu ausschließlich mit der Abschaffung des deutschen Rundfunkbeitrags in seiner gegenwärtigen Form, nämlich als einzig an das Innehaben einer Wohnung gebundene und vom Vorhandensein eines Nutzungswillens unabhängige Abgabe.

Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: cecil am 05. September 2020, 22:48
Das vorige Posting versucht ein Abgleiten ins Off-Topic und enthält sehr viel Framing.

Sehe ich nicht so. Ich habe oben zu einer konkreten alternativen Finanzierungsart meine Meinung geäußert und diese begründet. Das ist keinesfalls off-topic.

Wem meine Meinung nicht gefällt, der möge inhaltlich argumentieren, anstatt Beitrag und Meinung wie oben zu diskreditieren.

Gute Diskussionskultur lebt vom Austausch sachlicher Argumente. Meinungsunterschiede gehören dazu. Demokratie lebt davon, wie von Meinungsfreiheit.   

Es gibt Menschen, die den Rundfunkbeitrag ablehnen, ohne zugleich den Rundfunk im Ganzen abzulehnen und in Hass und Empörung zu verfallen, sobald von diesem die Rede ist.

Ich erlaube mir, mir Informationen aus ganz verschiedenen Quellen zu holen, Inhalte zu prüfen und mir meine Meinung selbst zu bilden. Medienkritische Haltung ist jedem Medium gegenüber angebracht, egal ob öffentlich-rechtlich oder sog. "alternativ". 

Pauschale Verunglimpfung von Presse und Rundfunk ("Lügenpresse") mögen teilweise Ausdruck großer politischer und persönlicher Enttäuschung sein, schaffen aber ein Feindbild, ohne die eigentlichen Probleme in unserer Gesellschaft zu benennen. Medienkritik finde ich ebenso angebracht wie Kritik an Regierungshandeln.

Ich warne aber davor, in pauschale Verunglimpfungen abzugleiten. Solche Haltung wird von politischen Kräften im Land unterstützt und gefördert, die es darauf anlegen Unzufriedenheit in der Bevölkerung weiter zu schüren zur Verfolgung verfassungsfeinlicher Ideen und Ziele. Das kann sehr gefährlich werden.
Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: ChrisLPZ am 06. September 2020, 09:55
tichyseinblick.de, 05.09.2020

BBC WIRD SPAREN
Den ÖRR verkleinern – in England geht das

Die britische BBC soll in Zukunft abgespeckt werden und BBC-Journalisten sollen den „Bias“ (Linksdrall) beenden, sagt der neue Direktor. Wir Deutschen können davon nur träumen.

Von Claudia Hansen

Zitat
Es sind überraschend deutliche Ansagen, die der neue BBC-Generaldirektor Tim Davie macht: Die öffentlich-rechtliche British Broadcasting Corporation muss kleiner werden. Davie spricht von Einschnitten von bis zu 20 Prozent in ihr Programm. Und noch etwas macht er klar: BBC-Journalisten dürfen nicht länger „ihre persönliche Agenda“ verfolgen und sollen „frei von politischem Bias“ sein. Sie sollten nicht mehr – meist linke – Parteilichkeit zeigen, sondern neutral sein.

Der Linksdrall der BBC ist vielen Briten und der Regierung schon seit langem ein Dorn im Auge. Zuletzt gab es einen Riesenstreit um die Weigerung der BBC, bei der „Last Night of the Proms“ die patriotischen Lieder „Rule, Britannia!“ und „Land of Hope and Glory“ zu spielen. Die Briten hielten das überwiegend für einen lächerlichen Kotau vor der Political Correctness oder vor Black Lives Matter-Aktivisten. Nach wütenden Protesten musste der britische Sender zurückrudern, die Lieder werden nun in der Royal Albert Hall gespielt.
[…]

Die BBC erhält aus den Gebühren derzeit pro Jahr knapp 4 Milliarden Pfund. Das ist nur etwa halb soviel wie ARD und ZDF, die von den deutschen Gebühren-Micheln schon mehr als 8 Milliarden Euro im Jahr einkassieren. Zwar ist auch die BBC aufgebläht, doch so ein ultrateures und kaum noch durchschaubares ÖRR-Geflecht wie in Deutschland leisten sich die Briten nicht.

Und schon ein oberflächlicher Blick zeigt, dass die BBC-Nachrichten und Dokumentationen und der World Service meist besser gemacht sind als die deutschen, eher provinziellen ÖRR. Die bald hundert Jahre alte BBC ist moderner als ARD und ZDF. Und sie nimmt die Zuschauer und Zuhörer ernster, sie liefert weniger Betreuungs- und Bevormundungsprogramm.
[…]

Tim Davie hat der BBC mit ihren mehr als 20.000 Angestellten jetzt eine ultimative Warnung zukommen lassen: „Wir haben kein unabdingbares Existenzrecht“, sagte er zwei Tage nach seiner Amtsübernahme in einer Rede in Bristol. Deutsche Zwangsabgabenzahler können nur davon träumen, dass ARD und ZDF sich so selbstkritisch ihren Auftrag reflektieren.

Weiterlesen auf:
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/den-oerr-verkleinern-in-england-geht-das/ (https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/den-oerr-verkleinern-in-england-geht-das/)
Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: Roggi am 06. September 2020, 11:44
Professionell recherchierte Presse- und Rundfunkinformationen (hier: BBC) sollten gerade auch im Internet allen frei zugänglich bleiben -- als tatsächlich notwendiges Gegengewicht zu den sogenannten "alternativen Medien", die ihrerseits weiterhin kostenfrei im Internet über youtube o. ä. systematisch und gehäuft ihren Unsinn und ihre einseitigen Weltanschauungen verbreiten - vielfach mit dem dahinter stehenden politischen Ziel, das demokratische System, Regierung und Presse nicht nur zu kritisieren, sondern fundamental zu destabilisieren.
Das ist Framing des örR. Als wenn es keine gute Berichterstattung ohne den örR geben würde. örR verhindert gute Berichterstattung, weil es das Geld für guten Journalismus den freien Medien entzieht, auf vielfältige und teilweise subtile Art, wie Cecil es hier nicht bedacht hat.
Ein Gegengewicht zum örR muss her, nicht umgekehrt ein Gegengewicht zu den freien Medien. Wenn Journalismus der freien Medien versucht, fundamental zu destabilisieren, dann doch gerade deshalb, weil örR so einseitig berichtet. Die Gegenmeinung zum örR hört sich zwangsläufig fundamental destabilisierend an, weil die Wahrheit alles andere als nur aus Gutmenschentum besteht.
Auch das Argument "kostenfrei" und "frei Zugänglich" ist Blendwerk, denn 17,50 Euro Zwangsbeitrag ist das Gegenteil von "Kostenfrei" und "frei Zugänglich".

Ich würde schreiben:
Frei recherchierte Presse- und Rundfunkinformationen (hier: unabhängige Medien) sollten gerade auch im Internet allen frei zugänglich bleiben -- als tatsächlich notwendiges Gegengewicht zu den sogenannten "örR", die ihrerseits weiterhin kostenfrei im Internet über youtube o. ä. systematisch und gehäuft ihren Unsinn und ihre einseitigen Weltanschauungen verbreiten - vielfach mit dem dahinter stehenden politischen Ziel, das demokratische System, Regierung und Presse frei von berechtigter Kritik zu halten und den Bürger fundamental zu destabilisieren.
Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: ope23 am 06. September 2020, 15:19
Danke, Roggi, für die gute Entgegnung.

Mir war die Zeit zu schade, noch einmal etwas direkt zum obigen framenden Posting zu schreiben.


Hier aber etwas, um auch den Bogen zur BBC zu schlagen:

Eine weitere Baustelle im genannten Posting ist die, dass Inhalte im "Internet" (gemeint ist wohl das WWW) kostenlos bereitzustellen seien.

Wovon sollen die Leute, die diese kostenlosen Inhalte herstellen, denn bitte leben? Und diese kostenlosen Inhalte, sofern sie von Einzelpersonen produziert werden, kommen über ein niedriges Qualitätsniveau selten hinaus. Wer gute Qualität bringen möchte, braucht viel Zeit (täglich in Stunden zu rechnen), und die hat er nicht, wenn er sein Brot noch anderweitig verdienen muss. Das alles schreibe ich übrigens als Nicht-Beschäftigter aus der Content-Industrie.

Übrigens bieten die Online-Portale führender Tageszeitungen bereits eine gute Information, und da auch die Leserkommentare. Die FAZ wird hier ja immer wieder verlinkt, und die Leserkommentare sind qualitativ noch die besten.

Warum bietet die BBC (scheinbar) bessere Qualität? (Ich habe über die Jahre allerdings immer nur die Nachrichtenformate wahrgenommen.)

Ohne es besser zu wissen: die BBC bezahlt seine Journalisten vielleicht sogar selbst, während im deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk die wenigsten Journalisten fest angestellt sind.

Fest angestellt sind nur Redakteure und Nachrichtensprecher. Das sind für mich keine Journalisten. Selbst Frau K. wird auf der alternativen Demo irgendwo hinten abgeschirmt gewesen sein, während das Kamerateam gefährdet wurde. Und das "WDR"-Team in Russland war bestimmt nur von einer Tochterfirma.

Die dt. örr Nachrichten und Filmchen kommen alle höchstens von "festen Freien", die auch gerne keine gelernten Journalisten zu sein brauchen, oder von Produktionsgesellschaften, die ihrerseits auf Volontärsniveau arbeiten, weil es so am billigsten ist.
Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: Spark am 06. September 2020, 16:09
Es ist anscheinend ein weit verbreiteter Irrtum, dass es ein "Recht" auf kostenfreie Informationen gäbe. Ich weiß zwar jetzt nicht, wie es in Großbritannien ist, aber hier in Deutschland läßt sich ein solches "Recht" nicht einmal aus Artikel 5 des Grundgesetzes ableiten. Das haben schon die Gründungsväter des Grundgesetzes definitiv klargestellt.
Aber ebensowenig läßt sich eine zwangsweise Finanzierung einer bestimmten Informationsquelle aus Artikel 5 des Grundgesetzes ableiten.

Das wäre sowieso ein krasser Widerspruch. Einerseits gibt es kein "Recht" auf kostenfreie Informationen, aber auf der anderen Seite soll es ein "Recht" auf eine Zwangsfinanzierung einer bestimmten Informationsquelle geben?

Was die sogenannten "alternativen Medien" betrifft, was genau soll das denn sein?
Etwa alles, was nicht dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk angehört? Dazu müßte man dann auch beispielsweise die gesamte Presse zählen.
Es wird aber etwas dabei übersehen. Nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk alleine bedeutet noch keine Medienvielfalt, eher das genaue Gegenteil. Es sind gerade die sogenannten "alternativen Medien", welche erst eine wirkliche Vielfalt ermöglichen.

Überhaupt ist die Bezeichnung "alternative Medien" total fehl am Platz und würde eher in "Framing-Phrasen" passen.
Wir haben eine große und umfangreiche Medienlandschaft, bestehend aus vielen verschiedenen Medienformen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und auch Rundfunk im Allgemeinen sind lediglich ein Teil davon.
Und jede Bürgerin und jeder Bürger dieses Landes hat das grundgesetzlich garantierte Recht, sich aus diesen verschiedenen Medienformen frei ihre und seine Informationsquelle auszusuchen. Und das schließt auch das Recht ein, frei zu entscheiden für welche Informationsquelle man seine finanziellen Mittel aufwendet.

Solange es diesen sogenannten "Rundfunkbeitrag" in seiner jetzigen Form geben wird, wird dieses elementare Grundrecht einer jeden Bürgerin und eines jeden Bürgers dieses Landes sträflich mißachtet.

Nicht einmal die Nationalsozialisten damals waren so schräg drauf. Sie haben vielleicht die Medieninhalte nach ihren Vorstellungen manipuliert, aber sie haben niemandem eine bestimmte Informationsquelle aufgezwungen, oder gar eine Zwangsfinanzierung eingefordert.

Übrigens scheint Großbritannien ein ganzes Stück weiter zu sein, als dieses rückständige Deutschland. Gibt es wohl dort eine wirkliche Gebühr. Und ich finde es durchaus auch korrekt, dass jemand sich strafbar macht, wenn er die Gebühr trotz Nutzung nicht entrichtet.
Die Gebührenpflicht dürfte wohl auch in Großbritannien lediglich volljährige Personen betreffen, welche selbst für ihre Taten und Handlungen verantwortlich sind.
Wenn ich in einen Zug steige und bewußt auf den Kauf einer Fahrkarte verzichte und dabei erwischt werde, ist mir eine Anzeige sicher.
Oder wenn ich in ein Restaurant gehe und mich verdrücke, bevor die Rechnung kommt, bin ich ganz alleine dafür verantwortlich und muß auch dementsprechend die möglichen Konsequenzen daraus tragen.
Titel: Re: Rundfunk in Großbritannien: Alte Tante unter Druck
Beitrag von: cecil am 09. September 2020, 17:15
... Das ist Framing des örR.

Es ist vor allem erstmal meine Meinung. Was genau meinst du also damit?

Um zunächst eine Begriffsklärung vorzunehmen, schlage ich vor, in öffentlich-rechtlichen Rundfunk (örR), "etablierte Presse" (z.B. Süddeutsche, FR...) und alternative Medien (meist online, z. B. tichyseinblick, nachdenkseiten...) zu unterscheiden.

Die Themen, die mich politisch bewegen, finde ich hier wie dort zu wenig. Das finde auch ich kritisierenswert. Die Themenwahl geht z. T. bedenklich an den gesellschaftlichen Problemen im Inland vorbei.

Das mag daran liegen, dass nur aktuelle Vorkommnisse den Weg in die Top-Nachrichten finden. Wen interessiert es schon, wenn Familie Schmittchen keine bezahlbare Wohnung findet oder das Geld nicht reicht. So etwas bringen Medien manchmal als Reportage, aber selten in den Tagesnachrichten. Dafür müsste es schon ein aktuelles Ereignis geben, dass es in die Nachrichten schafft, worüber berichtet werden kann. So funktionieren Medien. Die Politik müssen wir schon selber machen...

Ich glaube kaum, dass der örR den alternativen Medien Geld entzieht. Problematisch fände ich, wenn er die etablierte Presse finanziell schwächte, weil Leute wegen des Rundfunkbeitrags kein Presse-Abo mehr abschließen. Die Verlagerung ins Internet findet jedoch schon länger statt, weshalb die etablierte Presse vor allem finanziell in Mitleiden­schaft gezogen wird. Wo sie auch im Internet ihre Inhalte mittlerweile nur gegen Bezahlung anbietet, um überleben zu können, verliert sie eher gegenüber kostenfreien "alternativen" Angeboten.

Ich denke, Journalist/innen der etablierten Presse und örR sind gut ausgebildet, meistens akademisch, d. h. theoretisch in der Lage Themen differenziert anzugehen. Dieses Vertrauen habe ich bei "alternativen Medien" nicht. Auch bei diesen ist fraglich, wie sie sich finanzieren. Wer ist der Geldgeber? Wie unabhängig sind sie?

Wenn nun örR und etablierte Presse nur noch für Bezahlkunden im Internet beziehbar würden (so ähnlich der britische Vorschlag, s. Eröffnungsbeitrag), wären die sogenannten alternativen Medien mit ihren durchgehend kostenfreien Angeboten im Vorteil.

Bei dem zitierten Artikel von tichyseinblick (s. o.) handelt es sich um einen Kommentar, das wird bereits in der Überschrift deutlich. Den Unterschied zwischen Nachricht und Kommentar setze ich als bekannt voraus.