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Allgemeines => Archiv => Pressemeldungen März 2016 => Thema gestartet von: ChrisLPZ am 11. März 2016, 22:49

Titel: Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0
Beitrag von: ChrisLPZ am 11. März 2016, 22:49
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carta.info (Autorenblog), 11.03.2016

Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0

von Laurent Joachim

Zitat
Gut bis sehr gut ausgebildet, in Arbeit stehend... und trotzdem sozial abgehängt. Kann guter Journalismus unter prekären Lebensbedingungen entstehen? Versuch einer Bestandsaufnahme.

Sozioökonomische Diagnose: Kümmerexistenz. Übersetzung ins Persönliche: Sozialabgrenzung und Freiheitsberaubung durch Geldknappheit. Dazu die ständigen Existenzängste, die die Betroffenen über sich ergehen lassen müssen. Nicht zuletzt in der Kunst- und Medienbranche sind „Kümmerexistenzen“ zuhauf anzutreffen, denn in kaum einer anderen Branche haben sich in den letzten 15 Jahren so radikale Veränderungen ereignet und in kaum einer anderen Branche spüren die Beschäftigten die meist bitteren Auswirkungen dieser Veränderungen so deutlich in ihrem Alltag.[..]

[..]Von oben und unten

Chris‘ Rente ist alles andere als sicher. Das beunruhigt ihn zutiefst. Verständlicherweise. Chris ist über diesen Umstand auch verärgert, weil er regelmäßig gearbeitet hat, auch für die öffentlich-rechtlichen Anstalten mit multimilliardenschwerem Jahresbudget. Doch eben nicht direkt, sondern über beauftragte Produktionsfirmen als Freiberufler. Und genau das war sein Pech.

Auf der anderen Seite des Rubikons ist die Rente der ARD-Mitarbeiter nicht nur sicher, sondern vielfach mehr als großzügig bemessen. Die ARD hatte 2014 rund 26.000 und das ZDF etwa 3.600 Mitarbeiter zu entlohnen. Aber die öffentlich rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten haben auch rund 16.000 Ruheständler zu versorgen, die im Durchschnitt eine Betriebsrente von 1.500 Euro kassieren – zusätzlich zur gesetzlichen Altersrente.

Die ARD kann sich für verdiente Mitarbeiter sogar fürstlich-vorsorglich zeigen: Für Ex-WDR-Intendantin Monika Piel hatte sie bis 2012 schon 3,2 Millionen Euro an Pensionsrücklagen gebildet. Keine Ausnahme, die ARD hat auch für andere „Topleute“ Millionen in Pensionsbeiträgen zurückgelegt. Für Tom Buhrow, den aktuellen WDR-Intendanten, wurde 2013 eine ähnliche Summe genannt, was laut einer Berechnung der Bild-Zeitung Rentenbezüge in einer Höhe vergleichbar mit seinem derzeitigen Verdienst bedeuten dürfte: etwa 30.000 Euro im Monat.

Zur Erinnerung: Chris bekommt von seinen Arbeitgebern (seien es die öffentlich-rechtlichen oder privaten Sender) keine Rente. Nichts. Gar nichts. Absolut rein gar nichts. Er muss seine Rente aus seinen immer karger werdenden Honorarsätzen finanzieren – weil die Sender, zum Beispiel öffentlich-rechtlichen, sonst den Rotstift anlegen oder Mehrbedarf anmelden müssen, wie es heißt. Das heißt, Chris muss selbst sparen und vorsorgen, wenn er überhaupt kann. Kann er aber nicht – genauso, wie die allermeisten in seiner Situation. Im derzeitigen System wird tatsächlich an ihm gespart, damit andere Ausgaben getätigt werden können. Umverteilung. So füttert er gewissermaßen die Gewinne und Verdienste der im System verbliebenen zu: Das sind die Festangestellten.

Es mutet wie eine Absurdität an: Soziologisch gesehen ist Chris ein Gewinner, der sich aus schwierigsten Verhältnissen mit Fleiß und Verstand hochgearbeitet hat und eine Spitzenleistung in einem sehr anspruchsvollen Tätigkeitsfeld meistert. Gesellschaftlich gesehen ist Chris dagegen ein Multi-Verlierer: Ein Medienkrisenverlierer, ein Systemverlierer, ein Gewinnmaximierungsverlierer. Für ihn persönlich bedeutet es unter dem Strich, dass er wirtschaftlich wieder nach und nach zum Rande der Gesellschaft gedrängt wird – trotz Ausbildung, trotz Erfahrung, trotz Spitzenleistung.[..]

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16 Revisionen vor dem Bundesverwaltungsgericht (https://www.facebook.com/events/1511077192531490/?ref=3&ref_newsfeed_story_type=regular&feed_story_type=17&action_history=null)
Titel: Re: Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0
Beitrag von: cook am 12. März 2016, 09:18
Zitat
Gesellschaftlich gesehen ist Chris dagegen ein Multi-Verlierer: Ein Medienkrisenverlierer, ein Systemverlierer, ein Gewinnmaximierungsverlierer.

Chris hat sich Jahrzehnte lang von den ö-r. Anstalten ausbeuten lassen, nichts für die Rente zurücklegen können, und wundert sich nun...

Er ist ein Systemverlierer, weil er für das Abzock-System arbeitet. Mit seinen Qualifikationen hätte er längst umsatteln können. Seine Wahl!

Seine Situation entlarvt die  ö.r. Propaganda vom Qualitätsjournalismus. Darum geht es gar nicht. Vielmehr werden Gesellschaft und Journalisten abgezockt, damit einige wenige Schmarotzer fürstlich leben können. Das ö.r. Abgabensystem ist Umverteilung von unten nach oben pur. Die Story passt genau ins Bild.
Titel: Re: Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0
Beitrag von: Roggi am 12. März 2016, 11:00
Wer darauf setzt, seinen Lebensunterhalt zwangsweise von den Bürgern finanzieren zu lassen, hat eindeutig die falsche Berufswahl getroffen. Es ist eine Grauzone, offiziell rechtens, aber ein in weiten Teilen der Bevölkerung als ungerecht empfundendes System. Verlierer werden diejenigen sein, die nicht durch fette Verträge abgesichert sind bis in die nächste Generation. Bekanntlich werden die Hinterbliebenen der gestorbenen örR-Pensionäre ebenfalls reichlich abgesichert, zu Lasten der jetzigen Generation. Und gejammert wird doch wohl in jedem Beruf. Bei manchen ist sicherlich Mitgefühl vorhanden, Pflegeberufe bsw. Ein Mitarbeiter der Lügenpresse wird jedoch genauso wenig Mitgefühl bekommen wie ein Waffenproduzent, falls mal Weltfrieden seinen Job killt. Wobei die Mitarbeiter der Lügenpresse ihren eigenen Untergang selbst zu verantworten haben, weil sie ihren Auftrag nicht erfüllen.
Titel: Re: Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0
Beitrag von: PersonX am 12. März 2016, 11:14
Es gibt keinen Auftrag. Was es gibt ist ein Urteil wo etwas von Auftrag steht. Darauf berufen sich doch alle. Aber ein jeder sollte genau den Auftrag und den Umfang im Gesetz suchen. Wer zuerst fündig wird bitte melde und erklären wo es gefunden wurde.
Titel: Re: Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0
Beitrag von: Roggi am 12. März 2016, 11:41
Der Rundfunkstaatsvertrag ist mMn. hinreichend als Auftrag zu verstehen. Dort ist alles definiert: Staatsferne, Unabhängigkeit, Umfassend usw.
Titel: Re: Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0
Beitrag von: PersonX am 12. März 2016, 11:54
Das ist nicht der Auftrag sondern stellt den Rahmen zur möglichen Erfüllung eines Auftrags, der Auftrag selbst fehlt. Der Rundfunkstaatsvertrag könnte die Folge eines Auftrags sein.

Ein Auftrag wo definiert ist, was Grundversorgung ist, Umfang etc. Sowie die Ausschreibung zur Erfüllung dieses Auftrags Europaweit. Die Erfüllung des Auftrags zur Grundversorgung sollte staatsfern sein, also privat bzw. durch Bürger organisiert. Es fehlt auch diese Ausschreibung. Der Staat selbst hat die Aufgabe ohne Auftrag seinen eigenen Rundfunkanstalten übergeholfen, warum?
Titel: Re: Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0
Beitrag von: Roggi am 12. März 2016, 18:56
Die brotlose Kunst des Kameramanns ist Ergebnis eines miesen Verdrängungswettbewerbs innerhalb der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten. Die örR wollen sich dem Wettbewerb nicht stellen, aber intern herrscht absoluter Kampf um Aufträge. Die Macher bekommen offensichtlich das wenigste vom Zwangsbeitrag ab, es bleibt zuviel beim sogenannten Wasserkopf und den Pensionslasten hängen. Damit können die Macher nicht zufrieden sein. Um solche Berichte wie die des Kameramanns Chris zu bekommen, muss man auf die Leute zugehen, die von diesem System abgehängt werden. Sie ermutigen, die Situation öffentlich zu machen. Nachfragen, wie etwas verbessert werden könnte.
Wer gehört zu den Verlierern innerhalb dieses Zwangssystems? Eine alte Regel lautet "Wenn du nicht siegen kannst, verbünde dich."
Wenn wir die Sorgen der ausgebeuteten Staatsfunker öffentlich machen, wird auch hier ein wichtiges Argument vom örR fallen: dass gutes Programm teuer ist.
Titel: Re: Zukunft der Medien – Brotlose Kunst 2.0
Beitrag von: beat am 13. März 2016, 00:31
Wenn wir die Sorgen der ausgebeuteten Staatsfunker öffentlich machen, wird auch hier ein wichtiges Argument vom örR fallen: dass gutes Programm teuer ist.

Egal wie teuer das Programm werden wird, für Chris und seinesgleichen wird nie was übrig bleiben, weil jede Steigerung die Einkünfte der Gottschalks, Jauchs, Indendanten und Festangstellten erhöht.