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Allgemeines => Dies und Das! => Thema gestartet von: azdb-opfer am 13. November 2020, 00:24
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DER SPIEGEL 46/1989 (S.114-128), 13.11.1989
"Die ARD ist wie die DDR"
"Das Erste" verliert Macher und Seher, konzeptionslos zerstritten reagieren die neun Anstalten auf die private Konkurrenz. Die Abhängigkeit von den Landesregierungen verhindert journalistische Professionalität im größten nichtkommerziellen Medienkonzern der Welt. Die ARD ist Dilettanten und Dunkelmännern ausgeliefert.
von Cordt Schnibben
Der Autor kommentierte u.a. den Dilettantismus in den sogenannten Aufsichtsgremien:
Das Ganze wäre halb so schlimm, wenn in den Aufsichtsgremien der ARD der liebenswürdige, unbedarfte Dilettantismus herrschte. Aber es ist der gemeine, hochorganisierte, bewußte Dilettantismus, der dort gezüchtet wurde und wird, um die öffentlich-rechtlichen Anstalten zu Reichssendern der Parteien zu machen.
Hauptaufgabe der ARD-Räte ist es längst, die Personalpolitik der Sender nach Vorgabe der Parteien zu regeln. Gesetzlich reicht ihre Hand zwar nur bis zum Intendanten (in Hessen) beziehungsweise bis zu den Hauptabteilungsleitern (in Bayern), aber jedes Kind weiß, daß sie bis zum Volontär durchgreifen.
Der damals amtierende HR-Intendant und ARD-Vorsitzende Hartwig Kelm wurde übrigens auch zitiert:
Die Nazis haben den Rundfunk mißbraucht, dann haben die Alliierten uns demokratische Strukturen verordnet, und dann ist alles wieder degeneriert
Prof. Dr. Hartwig Kelm
https://de.wikipedia.org/wiki/Hartwig_Kelm (https://de.wikipedia.org/wiki/Hartwig_Kelm)
Weiterlesen auf: (PDF-Version, Heft 46/1989)
https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13497229 (https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13497229)
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(Spiegel-Archiv, ohne Paywall)
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Der damals amtierende HR-Intendant und ARD-Vorsitzende Hartwig Kelm wurde übrigens auch zitiert:
Die Nazis haben den Rundfunk mißbraucht, dann haben die Alliierten uns demokratische Strukturen verordnet, und dann ist alles wieder degeneriert
Vor einigen Tagen hatte ich versucht, einen ähnlichen Gedanken in einer Art Versform niederzulegen:
Nichts gelernt oder zuviel vom Falschen gelernt
Wo war der junge deutsche öffentlich rechtliche Rundfunk in der sehr kurzen, vielversprechenden Anfangszeit?
In den naiven Händen von Kunst und Wissenschaft!
aber dann:
Wo war der deutsche öffentlich rechtliche Rundfunk im sogenannten 3. Reich?
In den indoktrinierenden Händen eines totalitären Systems!
Wo war der deutsche öffentlich rechtliche Rundfunk in der Nachkriegszeit?
In den despotisch befehlenden Händen der Besatzermächte!
Wo war der deutsche öffentlich rechtliche Rundfunk während des kalten Krieges?
In den harten unversöhnlichen Händen der Ost- und Westpolitik!
Wo ist der deutsche öffentlich rechtliche Rundfunk jetzt?
In den würgenden Händen von milliardenschweren wirtschaftlichen Zwängen!
Wo war der deutsche öffentlich rechtliche Rundfunk somit noch nie?
In den Händen der freien Bürger.
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@seppl
Die Frage im letzten Vers würde ich etwas umformulieren :D
Wo wird der öffentlich rechtliche Rundfunk niemals sein?
In den Händen der freien Bürger.
Denn die Floskel: "Unser gemeinsamer freier Rundfunk." hat allenfalls symbolischen Charakter.
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Wo wird der öffentlich rechtliche Rundfunk niemals sein?
In den Händen der freien Bürger.
Auch nicht schlecht, doch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und immerhin hatten sich die Gründungsväter des Nachkriegs-ÖRR doch sehr viele Gedanken zum Missbrauch des Rundfunks gemacht - aber etwas zu naiv vergessen, den ÖRR in das demokratische Staatssystem einzubauen.
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Der Spiegel-Artikel ist ja herrlich! *schenkelklopf* ;D ;D ;D
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Den Wettbewerb mit dem ZDF sieht der ARD-Vorsitzende absterben, [...]. Inflationäre Preise für Spielfilme, Sport-Übertragungsrechte und Eigenproduktionen zwingen bei sinkenden Einnahmen zur Kooperation. "Wir werden immer mehr gemeinsam machen müssen. Man kann sich, auf 20 Jahre gesehen, überlegen, wie lange die beiden noch separat existieren."
In der Frage der Zentralisierung steht der zweite Reformator der ARD, NDR-Vize-Intendant Jobst Plog, geschlossen hinter seinem Vorsitzenden. Auch er will, daß der neuntgrößte Medienkonzern der Welt nicht länger wie eine Assoziation von Trinkhallen, sondern wie ein richtiges Unternehmen geführt wird, mit Management und allen Schikanen. "Wir bewegen uns auf einem Markt und müssen die Marktregeln befolgen."
Die waren damals mit richtig guten Ideen unterwegs.
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Nicht nur die ARD, sondern das ganze System!
Person X hat durch einen Journalisten Z, der für eine örtliche Zeitung arbeitet folgendes erfahren:
Er soll über die Demo am kommenden Montag in Bernburg schreiben (angemeldet von besorgten Eltern, die die Maskenpflicht ihrer Schulkinder abschaffen wollen)...
Vorgabe der Redaktion: Anwesende Demonstranten im Artikel mit rechten Verschwörungtheoretikern verbinden ... ansonsten brauche er keine weiteren Artikel mehr einreichen.
Nun hat nicht jeder den Mut und das finanzielle Polster, sich dagegen aufzulehnen, wie etwa diese Person hier:
Korrupte Medienmacht, Wege aus dem Sumpf | Nicole Joens | ISBN: 9783944251424 |
Person X wird den Artikel (falls er überhaupt online erscheint), am Dienstag oder Mittwoch studieren und ggf. hier einstellen.
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Journalismus ist das, was wir daraus machen. Wir finanzieren unsere Journalisten am besten selbst und direkt. Wo war der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk noch nie? Wenn das Gesetz dem ÖRR Vorschriften macht, aber Journalisten, Redakteure, Intendanten sich nicht daran gebunden fühlen, dann gibt es diesen ÖRR nicht. Und dann auch nicht mit unseren Mitteln.
Regulierungsanmaßungen breiten sich immer weiter aus. Plattformen löschen und unterbinden Livestreams, Videos, Nutzerbeiträge - unterdrücken Berichterstattung und Meinung. Journalisten benötigen für Live-Formate eine Lizenz.
Wenn wir nicht über eine neutral geführte Plattform verfügen, auf der unsere Grundrechte aus Artikel 5 GG tatsächlich geschützt sind, auf der jeder die gleichen Publikationsrechte hat - dann kann uns eine kleine Gruppe unsere Freiheiten immer weiter einschränken.