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Archiv => Archiv => Pressemeldungen Januar 2019 => Thema gestartet von: ChrisLPZ am 26. Januar 2019, 21:06
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Tagesspiegel, 26.01.2019
Erregung kann das Ziel nicht sein
Programmqualität im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bedeutet eine Haltung gegenüber dem Publikum
Von Norbert Schneider (ehem. Fernsehdirektor des Senders Freies Berlin und ehem. Direktor der Landesanstalt für Medien NRW)
[…]
Auch Qualität wächst wie der Weinstock langsam. Deshalb ist Qualität nicht teuer. Man muss nicht nur warten, man muss sie sich auch leisten können. Aber acht Milliarden Euro sollten dafür reichen. Mit so viel Geld kann man Reporter(innen) die Zeit bezahlen, die sie für ihre Recherchen brauchen; dass sie so etwas wie eine Handschrift entwickeln können; dass sie ihr Objekt von allen Seiten ausleuchten können. Sogar, dass man ihr Resultat nicht sendet, weil es den Ansprüchen nicht gerecht geworden wäre. Acht Milliarden erlauben es, dass Produzenten von TV-Movies erst dann zu drehen anfangen, wenn die Bücher wirklich drehreif sind. Mit acht Milliarden könnte man eine unabhängige Qualitätsprüfung für Programme einrichten, eine Stiftung Medientest, die Qualität testieren kann. Qualität entsteht, wenn nicht der Sitz eines Senders, sondern der Sitz im Leben über den Zuschlag für einen Stoff bestimmt. Qualität wird sichtbar, wenn für die Vielfalt der Genres Sorge getragen wird. Sie leidet, wenn ein einziges Genre wie der Krimi die anderen Genres erstickt und irgendwann niemand mehr weiß, wie eine Komödie geht. Oder ein Melodram. […]
Ein wesentlicher Ausweis von Qualität ist die angemessene Distanz des Mediums zu seinen „Objekten“. Der Vorwurf, man habe es mit Regierungs- oder Staatsfunk zu tun, übertreibt zwar gewaltig. Doch die Agenda der Politik und die Agenda der sie „begleitenden“ Informationssendungen sind sich tatsächlich unangemessen ähnlich geworden. Es mag ja alles viel einfacher machen, wenn man im selben Flugzeug fliegt (vorausgesetzt, es fliegt noch). Doch auch das ist ein unschönes Bild für Symbiose. Es ist was faul im Staat, wenn Journalisten und die politische Prominenz in derselben Blase leben und sich dort, für das Publikum auch noch gut sichtbar, auf jede Schulter klopfen, die gerade frei ist. So, wie es auch den publizistischen Wärmetod fördert, wenn die immer gleichen Prominenten, die ihre Prominenz einer Sendung verdanken, in anderen Sendungen auftauchen. Das dient ihrem Mehrwert, aber nicht der Vielfalt. […]
Weiterlesen auf:
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/fernsehen-2019-erregung-kann-das-ziel-nicht-sein/23913678.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/fernsehen-2019-erregung-kann-das-ziel-nicht-sein/23913678.html)
siehe auch:
Der Medienkommissar: ARD und ZDF huldigen der Quote statt der Qualität von Hans-Peter Siebenhaar
https://gez-boykott.de/Forum/index.php/topic,30011.0.html
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Weitgehend nachvollziehbare Überlegungen, jedoch falsche Zahlen. Für die Jahre 2017-2020 sind laut 21. KEF-Bericht Ausgaben von mehr als 36 Milliarden Euro geplant. Daraus ergibt sich, dass jährlich bereits mehr als 9 Miliarden Euro ausgegeben werden. Dies ist u. a. möglich durch Nutzung der Überschüsse aus der Zeit 2013-2016. Da die Sender so an höhere Ausgaben gewöhnt werden, trommeln sie verstärkt für eine deutliche Erhöhung des sogn. Rundfunkbeitrags.
M. Boettcher