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Aktuelles => Aktuelles => Thema gestartet von: volkuhl am 28. Dezember 2017, 19:27

Titel: Studie über die Berichterstattung der Tagesschau und ausgewählter Medien
Beitrag von: volkuhl am 28. Dezember 2017, 19:27
(https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=320x10000:format=png/path/sa5085eb26a82fd8b/image/i17c869f797ded207/version/1443878042/image.png)

Vergessene Welten.
Quantitative geografische Mediendiskursanalyse über die Berichterstattung der Tagesschau und ausgewählter führender Medien


Zitat
Abstract

Den Kern der vorliegenden Studie bildet eine quantitative Untersuchung der Berichterstattung der Tagesschau in den Jahren 2007 bis 2016. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zusammensetzung der Beiträge keine adäquate Widerspiegelung der Welt darstellt, da sie sich überproportional stark auf den sog. Westen und die Länder des „Orients“ konzentrieren. Dies geschieht zu Lasten anderer Staaten der sog. Dritten Welt, die in der Berichterstattung i.d.R. quantitativ stark marginalisiert werden (gemessen an ihrer Bevölkerungszahl müsste beispielsweise über die Subsahara-Afrika-Staaten ca. 230% mehr berichtet werden, über Madagaskar sogar über 3200%).

„Dritte-Welt“-Staaten werden in den Nachrichten i.d.R. lediglich berücksichtigt, wenn sie von massiven militärischen oder politischen Veränderungen (z.B. großen Terroranschlägen, Kriegen, gewaltsamen Regierungswechseln) oder außergewöhnlichen und plötzlich auftretenden Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben) betroffen sind.

Anhand dreier Beispiele (der aktuellen Hungersnot in Afrika, der Cholera-Epidemie im Jemen und den Überschwemmungen im Juli bis Oktober 2017) wird aufgezeigt, dass selbst extremen Katastrophen, die sich in der sog. Dritten Welt ereignen, bei Weitem keine proportionale mediale Aufmerksamkeit gewidmet wird und sie im Vergleich zu Katastrophen, die im „Westen“ stattfinden, an die Peripherie gedrängt oder im extremsten Fall sogar ignoriert werden.
...
Die unausgewogene Berichterstattung kann teilweise höchst dramatische Formen annehmen. Auf die bis heute aktuelle Hungersnot in Ostafrika und der Tschadseeregion, von der mehr als 25 Mio. Menschen betroffen sind, entfielen in der 20:00 Uhr-Tagesschau von den von Januar bis Oktober 2017 insgesamt über 2.600 ausgestrahlten Berichten nur 11 Beiträge. Mit der weltweit größten jemals gemessenen Cholera-Epidemie, die sich derzeit im Jemen ausbreitet und von den Vereinten Nationen als „größte humanitäre Katastrophe der Welt“ bezeichnet wurde, beschäftigte sich die Tagesschau sogar in lediglich 9 von insgesamt 4.560 Sendeminuten.

Quelle: https://www.ivr-heidelberg.de/studie/
Download: https://www.ivr-heidelberg.de/app/download/16533500325/Vergessene+Welten.pdf?t=1511770677
Titel: Re: Studie über die Berichterstattung der Tagesschau und ausgewählter Medien
Beitrag von: Besucher am 28. Dezember 2017, 20:00
Bestimmt interessant, aber Download-Link fkt. (schon auf der Website selbst) nicht. Vllt. ist es unter Windows anders, bei Linux jedenf. kommt nix.
Titel: Re: Studie über die Berichterstattung der Tagesschau und ausgewählter Medien
Beitrag von: Bürger am 28. Dezember 2017, 20:07
Download funktioniert unter Windows problemlos.
Titel: Re: Studie über die Berichterstattung der Tagesschau und ausgewählter Medien
Beitrag von: tigga am 28. Dezember 2017, 20:25
Bestimmt interessant, aber Download-Link fkt. (schon auf der Website selbst) nicht. Vllt. ist es unter Windows anders, bei Linux jedenf. kommt nix.

hier unter Linux gehts auch
Titel: Re: Studie über die Berichterstattung der Tagesschau und ausgewählter Medien
Beitrag von: maikl_nait am 31. Dezember 2017, 00:53
Hallo!

Zitat
Bad news is good news.

Die zeitliche Aufmerksamkeit für ein Land in den Nachrichten ist quadratisch degressiv zum Produkt aus relativer Wichtigkeit des Landes und seiner Entfernung -- oder so ähnlich...  8)

... will sagen: natürlich wird über USA, Russland, China, Frankreich, UK berichtet -- die sind ziemlich wichtig. Dann kommen etwas abgeschlagen Spanien, Italien, Polen, ..., und dann bleibt der werte Zuschauer nicht mehr lang vor der Scheibe, sobald also die wirtschaftlich Interessanteren auch abgehakt sind, kommen vielleicht noch ein paar Katastrophen in der Ferne.

Man könnte das als "nuncionomics", die Aufmerksamkeits-"Ökonomie der Nachrichten", bezeichnen. Die Redakteure haben einen ähnlichen Filter, wie der Rest der Bevölkerung: was machen die "Großen", was passiert bei uns, wie gehts den Nachbarn, Politik, Wirtschaft, Katastrophen -- was natürlich eine Verstärkung des Filters bei der Bevölkerung nach sich zieht. Nichts wirklich Neues seit der Erfindung des Zeitungsdrucks.

MfG
Michael