gez-boykott.de::Forum

Aktuelles => Aktuelles => Thema gestartet von: GEZ-Jungfrau am 11. Dezember 2010, 06:20

Titel: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: GEZ-Jungfrau am 11. Dezember 2010, 06:20
[...Heute hat nur noch eine Art von Medium ein abgesichertes Geschäftsmodell - das sind die Öffentlich-Rechtlichen. In dem Moment, da praktisch alle privaten Medien um ihre Einnahmen bangen, und überdies, wenn sie zu den alten Medien gehören, immer mehr junge Leser und Mediennutzungszeit ans Internet verlieren, haben die Rundfunk- und Fernsehanstalten einen Bestandsschutz durch eine neue Zwangsgebühr erhalten. Praktisch jeder Haushalt muss nun Fernsehgebühren bezahlen, zurzeit 215,76 Euro pro Jahr.
(...)
Kann es sein, dass die Öffentlich-Rechtlichen ganz allein von jener exorbitanten Kulturflatrate leben, die die GEZ jedem armen Sünderlein - wie einst die Kirche den Zehnten - abpresst? Das ZDF-Publikum ist im Durchschnitt 63 Jahre alt. Jeder 20-Jährige, der sich seine erste Butze leistet, muss dafür bezahlen. Ist das gerecht?
...]
http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/her-mit-den-milliarden/ (http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/her-mit-den-milliarden/)

Wenn das Gold im GEZ-Kasten klingt, die Seele sich gen Himmel schwingt...
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: syna am 12. Dezember 2010, 13:00
Zitat von: TAZ-Artikel
... Ließen sich die Anstalten beispielsweise um ein Viertel verkleinern, sodass zwei Milliarden Euro durch Ausschreibungen neu verteilt werden könnten? Denkbar wäre doch, dass ein Onlineportal zu Energie oder eine Datenbank zu Gesundheit ausgelobt würden - und dass alle Medien, privat oder öffentlich, sich mit ihren Konzepten darauf bewerben. Dies würde eine gesellschaftliche Debatte über die wirklich relevanten Themen auslösen. Es gibt keine Revolution, die nicht auch Institutionen sprengt.

Schöner TAZ-Artikel. Nur die Alternative "um ein Viertel verkleinern" scheint mir viel zu kurz gesprungen zu sein:

Online-Portale sind viel billiger zu haben, da braucht man nicht Milliarden, noch nicht einmal Millionen. Im Zuge den Banken-Milliarden scheinen viele ein vernebeltes Zahlen-Gehirn zu haben!


Eine Revolution? JA, aber die muss so aussehen: Auflösung der ÖRR-Anstaltung bzw. Überführung in ein kommerzielles sich selbst tragendes Format. Herauslösen eines kleinen Teils aus den ÖRR-Anstalten (DLF, Phönix usw), die den Auftrag "neutraler und demokratie-relevanter Information" einlösen - und die komplett steuerfinanziert mit ca. 500 Mio €/a Budget sehr gut über die Runden kommen.

--> Welche Partei steht dafür?

Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: Wolfman am 12. Dezember 2010, 23:55

--> Welche Partei steht dafür?


Keine!

Wer von den relevanten Parteien es wagen würde, an den goldenen Sesseln zu sägen, den träfe der Bannstrahl der Meinungsmacher und -beeinflusser!

Genau wie beim Postengeschacher zwischen Wirtschaft und Politik, oder Militär und Rüstungsindustrie,
gibt es auch einen "regen Austausch" zwischen Raumschiff Berlin und den Sendern.

Luckie here: http://www.tagesspiegel.de/medien/tochter-von-schaeuble-rueckt-an-swr-spitze-/3012132.html
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: helm am 13. Dezember 2010, 12:52

[...] - und die komplett steuerfinanziert mit ca. 500 Mio €/a Budget sehr gut über die Runden kommen. [...]

Wer Lust hat kann hier ja mal auf Seite 31 blättern:

http://www.steuerzahler.de/files/31876/Aktion_Fruehjahrsputz_2010.pdf (http://www.steuerzahler.de/files/31876/Aktion_Fruehjahrsputz_2010.pdf)

Kann sich ja jeder seinen Teil denken ...
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: syna am 27. Dezember 2010, 16:50
Zitat von: Bund der Steuerzahler 2010
275 Millionen Euro zahlt der Steuerzahler für die Deutsche Welle pro Jahr.
Auslandsrundfunk „Deutsche Welle“: 275 Millionen Euro
Das Bundeskanzleramt finanziert den deutschen Auslandsrundfunk „Deutsche Welle“ mit
rund 275 Millionen Euro jährlich. Mit diesen Steuerzahler-Millionen erschafft ein
multinationales Team von rund 1.500 Mitarbeiter einen vollumfänglichen Hörfunk-, Fernseh-
und Internetdienst in 30 verschiedenen Sprachen, um deutschsprachige rund um den Globus
mit Informationen zu versorgen. Auch wenn die Deutsche Welle Mitglied der ARD ist, wird
sie nicht über Gebühren, sondern über Steuergelder finanziert. In der multimedialen Zeit von
heute ist das Angebot der Deutsche Welle viel zu umfassend. Informationen aus Deutschland
oder in deutscher Sprache sind via Internet überall auf der Welt jederzeit erreichbar. Die
Zuschüsse an die Deutsche Welle können daher umfassend gekürzt werden.

Das wäre für mich eher eine Frage der "Aussenpolitik" oder des Unterstützung Deutscher im Ausland.
Es berührt die Frage, um die es hier geht, nicht.
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: syna am 27. Dezember 2010, 17:06

[...] - und die komplett steuerfinanziert mit ca. 500 Mio €/a Budget sehr gut über die Runden kommen. [...]

Wer Lust hat ...

Das Gemeinwesen (=Staat und Gesundheitswesen) braucht ein bestimmtes Budget, um seine vielfältigen Aufgaben (Rechtssystem, Sicherheit, Infrastruktur, usw.) zu erfüllen. Das Gemeinwesen kann über folgende drei Prinzipien finanziert werden:

a. Absoluter Finanzbeitrag von jedem Bürger
b. Prozentualer Beitrag von jedem Bürger
c. Prozentual progressiver Beitrag von jedem Bürger


----------------------------------------------------------------------------
Sozial und solidarisch ist Version c: Wer mehr Einkommen hat, der beteiligt sich entsprechend an der Finanzierung des Staates. Denn der Staat und seine Rahmenbedingungen ermöglichen ihm ja überhaupt erst sein Einkommen.

Unsolidarisch und zerstörerisch ist Version a: Maggie Thatcher scheiterte daran. Version a spaltet die Gesellschaft, löst den Konsens auf und führt zwangsläufig zu Ungerechtigkeit, Unruhen und Gewalt.

-------------------------------------------------------------------------------
Es gibt Strömungen und eine Partei, die möchte nun alle Finanzierungen des Gemeinwesens von c nach b und dann weiter von b nach a verschieben. Am Schluss muss alles nach Version a bezahlt werden.
Deshalb ist diese eine Partei vehement für Steuersenkungen! Denn Steuern werden nach Version c bezahlt. Stattdessen sollen lieber die Sozialabgaben (das ist Version b!) erhöht werden. Und Abgaben, die schon nach Version b bezahlt werden - also die Gesundheitsabgaben - sollen dann noch von b nach a verschoben werden. Und die Zielversion a ist nichts anderes als die Kopfpauschale: Jeder - ob Krankenschwester oder Bankmanager - zahlen den gleichen Beitrag!

Das möchte diese Partei am liebsten für die gesamte Finanzierung des Gemeinwesens: Alles wird nach Version a bezahlt! (--> Man stelle sich einmal kurz vor, wie so eine Gesellschaft wohl aussehen würde ... was also aus Pflegeberufen, Studenten, Künstlern, Arbeitern würde - eine neue Klasse von alimentierungsbedürftigen Sklaven im Niedriglohnbereich)

Die GEZ-Gebühr ist ein - zugegebenermaßen durch die förderalistischen Zustimmungen der Länderchefs verquastes - Beispiel für Version a, die Kopfpauschale.

Gerade die Kopfpauschale für die GEZ zeigt auch die Problematik auf: Die GEZ-Befürworter argumentieren
ja mit der Unabhängigkeit der Rundfunkmedien, die durch die Pauschale gewährleistet werden solle. Dieses
Argument ist absurd - wie gerade gezeigt. Und sie argumentieren gerne mit der "besonderen Aufgabe"
des ÖRR zur Meinungsbildung und Kultur. Wenn man diese Argumentation aufgreift, warum fordern dann nicht die Theater, Opernhäuser, Fussballvereine (Ulli Höneß!), Kindergärten, Sozialstationen, Kinderklappen,
Museen, Landschaftsgärtner, Müllabfuhr usw. auch eine Kultur-GEZ-Abgabe? Dieser Argumentation folgend
sind wir schnell bei 300,- Euro Kopfpauschale/Monat.

Da jubiliert natürlich der Besserverdienende und die FDP-Klientel. Denn dann kann man entsprechend die Steuern senken. Das Kopfpauschalenmodell ist immer eine rigorose Belastung Geringverdiender, während gut Betuchte für Segelyacht, Traumschiffreisen und Investments noch mehr Geld zur Verfügung haben. Aus rein egoistischem Interesse müssen Gutverdiener natürlich für die Kopfpauschale und für Steuersenkungen sein.

Jedoch: Das sprengt unsere Solidargemeinschaft! Es führt zu "amerikanischen" Verhältnissen - mit hoher Kriminalität und wir bräuchten viel mehr Gefängnisse.

Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: GEZ noch? am 28. Dezember 2010, 12:24
ich fasse mal die Wünsche und Forderungen der Gegner des derzeitigen und neuen Rundfunkgebührenmodells und der GEZ zusammen.

1. jeder zahlt wann, wie und in der Höhe, wie er es für richtig hält
2. die GEZ wird ersatzlos abgeschafft
3. die sogenannten Rundfunkgebührenbeauftragten werden aus ihren Verträgen entlassen
4. Kontrolle findet nicht mehr statt
5. Von allen Rundfunksendern werden 2/3 ersatzlos abgeschafft
6. die verbliebenen ÖR sollen Mindereinnahmen aus Rundfunkgebühren über Werbeeinnahmen generieren
6. die ÖR sollen weniger Werbung bringen
7. es sollen nur noch hochwertige, informative Sendungen und Schulfunk produziert und gesendet werden
8. die ÖR sollen sich vollständig aus dem Internet zurückziehen.


wer seine eigenen Widersprüche erkannt hat, soll daran ersticken.
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: attacke am 28. Dezember 2010, 19:56
bin für vorschlag a
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: helm am 28. Dezember 2010, 20:05
@'GEZ noch?'
Du hast noch was vergessen: Ich fänd's super, wenn das Abgezocke mal ein Ende hätte. Gebühren fordern, wo prinzipiell gar keine anfallen, is nicht gerade die feine englische Art. Auch den Empfängern von Transferleistungen, diese hinten rum aus der Tasche zu "klauen", find ich - mit Verlaub - unter aller Sau; für so asoziale Schweinereien zahl ich keine Steuern und keine Sozialabgaben!

@syna
mag ja alles stimmen, was du schreibst. Allerdings bekommt der ÖRR ja bereits Steuergelder. Wieso diese Gelder
Zitat
eine Frage der "Aussenpolitik" oder des Unterstützung Deutscher im Ausland
sind, kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Da bin ich anderer Meinung.  Addiert man zu den Steuermittlen die Millionen für die GEZ hinzu (wäre bei Steuerfinanzierung ja über), geht's schnell in Richtung 500 Mio. €/a. Zählt man die Werbeeinahmen dazu, ist man auch schnell drüber. Scheinbar reichen 500 Mio. €/a vorn und hinten nicht. Deswegen wär's im ersten Step wichtig, festzulegen, wie viel Hoppsassa und Trallalla zur Grundversorgung vom ÖRR gehören, und was eindeutig zu viel ist. Sowas wird aber niemals geschehen, denn daran ließe sich dann ja ein Budget/Deckelung fest machen.
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: GEZ noch? am 29. Dezember 2010, 01:22
und wen willst du befragen bei der Problematik, was zu viel Trallala und Hopsassa ist? Nur dich? Nur mich? Oder auch alle Anderen? Was glaubst du, wird dabei herauskommen?

Kleiner Tip: die Volksmusikbranche ist die mit den höchsten Umsätzen und meisten  Konsumenten.
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: helm am 29. Dezember 2010, 20:16
Zitat
[...] Was glaubst du, wird dabei herauskommen? [...]
Das is ja grad die crux ... wenn jeder seinen Programmwunsch erfüllt bekommt, kommt man dahin, wo das System jetzt steht: Noch ne Koch-Show, noch ne Talk-Runde usw. usw. ...  :-[
Wenn man keine Abgrenzung hinbekommt, ufert es aus. Es werden immer mehr zwangsfinanzierte Inhalte. Und diejenigen, die es entscheiden, werden dadurch (nicht nenneswert) belastet. Und im Interesse des Gebührenzahlers wird da ganz sicher nicht entschieden; is jedenfalls meine Meinung.

P.S.:
Wenn der ÖRR die Abzockerrei mittels Verwaltungszwangsverfahren mal sein lässt, wär das schon ein riesiger Schritt! Bis dahin werd ich mich auch weiter gegen Rundfunkgebühren sträuben.
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: René am 29. Dezember 2010, 22:56
Hallo helm,

du hast so was von Recht! Hier z. B. ein Vorschlag: http://gez-boykott.de/Forum/index.php?topic=2216.msg13484;topicseen#msg13484

Grüße

René
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: GEZ noch? am 30. Dezember 2010, 12:04
meiner Meinung nach könnte man die Privaten komplett wieder abschaffen. Die braucht keiner. So sehe ich das. Aber so sehen es Andere nicht. Ohne die Privatern gäbe es aber auch nicht diesen ständigen Konkurrenzdruck, ständig neue Formate zu testen um Einschaltquoten zu halten oder zurück zu gewinnen. Man könnte sich endlich wieder auf das wirklich Wichtige konzentrieren: Schulfunk und Naturdokus. Und zwei mal am Tag Nachrichten. Fußball braucht auch kein Mensch. Wer den sehen will, soll zum Kickplatz laufen. Wie früher. Da reichte das als Grundversorgung völlig aus.
Titel: Re: "Her mit den Milliarden" - ein Kommentar in der taz...
Beitrag von: syna am 08. Januar 2011, 22:32

@syna
mag ja alles stimmen, was du schreibst. Allerdings bekommt der ÖRR ja bereits Steuergelder. Wieso diese Gelder
Zitat
eine Frage der "Aussenpolitik" oder des Unterstützung Deutscher im Ausland
sind, kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Da bin ich anderer Meinung.  Addiert man zu den Steuermittlen die Millionen für die GEZ hinzu (wäre bei Steuerfinanzierung ja über), geht's schnell in Richtung 500 Mio. €/a. Zählt man die Werbeeinahmen dazu, ist man auch schnell drüber. Scheinbar reichen 500 Mio. €/a vorn und hinten nicht. Deswegen wär's im ersten Step wichtig, festzulegen, wie viel Hoppsassa und Trallalla zur Grundversorgung vom ÖRR gehören, und was eindeutig zu viel ist. Sowas wird aber niemals geschehen, denn daran ließe sich dann ja ein Budget/Deckelung fest machen.

Im Prinzip stimme ich Dir ja zu. Nur 500 Mio € Steuern sind bei einem Gesamtbudget von über 7 Mrd. € gerade mal ein 14-tel. Insofern ist dies nur ein "kleiner" Steueranteil - und der wird im wesentlichen für Auslands-Sender eingesetzt.

Man müsste in der Tat einmal genau eingrenzen, was denn im staatlich-demokratischen Sinne die Aufgabe des ÖR sein soll. Ich könnte mir gut vorstellen, dass da sogar 500 Mio €/a insgesamt ausreichen.