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Aktuelles => Aktuelles => Thema gestartet von: Greyhound am 07. Dezember 2015, 23:19
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Kritische Medienbürger
ARD und ZDF müssen ihr Publikum ernst nehmen
Aus epd medien Nr. 48 vom 27. November 2015 von Fritz Wolf
http://www.epd.de/fachdienst/fachdienst-medien/schwerpunktartikel/kritische-medienb%C3%BCrger (http://www.epd.de/fachdienst/fachdienst-medien/schwerpunktartikel/kritische-medienb%C3%BCrger)
Eine kleine, eigentlich belanglose Episode: Auf der Website der "Ständigen Publikumskonferenz" gab es einen kleinen Mailwechsel. Deren Vorsitzende Maren Müller regte an, die ARD solle täglich eine lange Nachrichtensendung am Vorabend senden, 45 Minuten bis zu einer Stunde lang. Dazu meldeten sich eine Menge Kommentatoren, unter anderem "Bücherleser". Er wünschte sich einen ganzen Kanal nur mit Nachrichten und Informationen und bekam von "Maren" den knappen Hinweis: "Was hältst Du von Phoenix?" Davon hielt er zunächst nichts, weil er "Phoenix" gar nicht kannte. Er schaute sich zwei Tage das Programm des Senders an und monierte: "Ein großes Manko: Es gibt keine Kommentarfunktion! Wenn ich schon blechen muss, will ich auch meinen Senf dazugeben können!"
Die Sender agieren weitgehend noch im Modus von Senden und Empfangen, im Modus der Einbahnstraße. Aber Internet und Soziale Medien haben das Verhältnis zwischen Journalisten und Publikum verändert, die Einbahnstraße hat jetzt Gegenverkehr. Teile des Publikums kritisieren nun direkt und praktizieren eine neue, bisher unbekannte Form der Medienkritik.
Der "Stern" will bei einer Umfrage herausgefunden haben, dass 44 Prozent der Bevölkerung die Medien für lügnerisch und manipuliert halten, der WDR kam bei einer eigenen Umfrage nur auf einen Wert von 20 Prozent (epd 46/15). Die Unterschiede hängen davon ab, wie man fragt. Aber auch 20 Prozent Ablehnung sind ein deutliches Warnsignal.
Im WDR hat Intendant Tom Buhrow den "WDR-Check" eingeführt - ein Wunder, dass unter den vielen Checks auch einmal das eigene Metier ins Blickfeld geraten ist -, inzwischen zusammen mit dem ARD-Vorsitzenden Lutz Ma***or auch zum "ARD-Check" erweitert. Eine Sendung mit Studiopublikum, das vor Ort, aber auch elektronisch, Fragen stellen und Antworten erwarten durfte. Überzeugend fiel das nicht aus, eher hilflos. Hilflos nicht nur, weil die ganze Veranstaltung sehr sorgsam von oben kontrolliert und entschärft wurde, sondern weil, selbst wenn dort produktiv gestritten worden wäre, niemand sagen kann, was dann mit den Einwänden, Wünschen und Forderungen geschähe. Es gibt keine Anschlusskommunikation.
Auch den Gremien kommt eine wichtige Aufgabe zu. Deren Mitglieder vertreten in der Rundfunkaufsicht die Interessen der Allgemeinheit, was nicht rundweg identisch ist mit den Interessen eines dialogwilligen und dialogfähigen Publikums. Die Gremien sollten Wege prüfen, wie sie aus ihrer Position heraus zum Dialog beitragen können, zum Beispiel Publikumsvertreter in die Gremienarbeit zu integrieren, Sprechstunden einzurichten, mit Ombudsleuten, so welche aktiv sind, kooperieren und so weiter.
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Für den Dialog gibt es das Internet.
Statt jedoch kritische Fragen ernsthaft zu beantworten, werden diese vor der Allgemeinheit unterdrückt (so bei Facebook), nicht beantwortet oder mit weichspülenden Ausweichantworten quittiert. Bei den Checksendungen werden nur die bequemen Fragen/Fragenden manipulativ ausgewählt. Es gibt nur den Willen zum Senden und der Verbreitung von "Meinungen". Der Bürger will jedoch den Dialog.
Genauso wenig sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten an der demokratischen freien finanziellen Willensentscheidung bezüglich ihrer Medienoption interessiert.