Allgemeines > Dies und Das!
EGMR -> Art 10 EMRK -> Gesetz muss Folgen für seine Missachtung benennen
(1/1)
pinguin:
Vorabhinweis:
Auf dieses Rechtssache wird in der nachstehend im Forum bereits thematisierten Rechtssache
EGMR -> Art 10 EMRK -> Recht, nicht gezwungen zu werden
https://gez-boykott.de/Forum/index.php?topic=38474.0
hingewiesen, sie taugt aber dafür, eigenständig thematisiert zu werden; die Aussage im Titel ist dem Wortlaut der EGMR-Aussagen zu entnehmen.
CASE OF SEM?R GÜZEL v. TURKEY
https://hudoc.echr.coe.int/eng?i=001-166682
--- Zitat ---(b) Whether the interference was justified
32. Such an interference will contravene Article 10 of the Convention unless it is “prescribed by law”, pursues one or more of the legitimate aims prescribed by paragraph 2 of Article 10, and is “necessary in a democratic society” for achieving such an aim or aims.
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---32. Ein solcher Eingriff verstößt gegen Artikel 10 der Konvention, es sei denn, er ist „gesetzlich vorgeschrieben“, verfolgt eines oder mehrere der in Artikel 10 Absatz 2 genannten legitimen Ziele und ist „in einer demokratischen Gesellschaft notwendig“, um ein solches Ziel oder solche Ziele zu erreichen.
--- Ende Zitat ---
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
--- Zitat ---33. The Court reiterates that the expression “prescribed by law”, within the meaning of Article 10 § 2, requires firstly that the impugned measure should have some basis in domestic law; however, it also refers to the quality of the law in question, requiring that it should be accessible to the person concerned, who must moreover be able to foresee its consequences, and that it should be compatible with the rule of law (see, among other authorities, Dink v. Turkey, nos. 2668/07, 6102/08, 30079/08, 7072/09 and 7124/09, § 114, 14 September 2010).
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---33. Der Gerichtshof weist erneut darauf hin, dass der Ausdruck „gesetzlich vorgeschrieben“ im Sinne von Artikel 10 § 2 zunächst voraussetzt, dass die angefochtene Maßnahme eine Grundlage im innerstaatlichen Recht hat; er bezieht sich jedoch auch auf die Qualität des betreffenden Gesetzes, indem er verlangt, dass es dem Betroffenen zugänglich ist, der zudem in der Lage sein muss, seine Folgen vorherzusehen, und dass es mit dem Rechtsstaatsprinzip vereinbar ist (vgl. u. a. Dink v. Türkei, Nr. 2668/07, 6102/08, 30079/08, 7072/09 und 7124/09, § 114, 14. September 2010).
--- Ende Zitat ---
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
--- Zitat ---34. One of the requirements flowing from the expression “prescribed by law” is foreseeability. Thus, a norm cannot be regarded as a “law” unless it is formulated with sufficient precision to enable citizens to regulate their conduct; they must be able – if need be with appropriate advice – to foresee, to a degree that is reasonable in the circumstances, the consequences which a given action may entail (see Centro Europa 7 S.r.l. and Di Stefano v. Italy [GC], no. 38433/09, § 141, ECHR 2012, and Delfi AS v. Estonia [GC], no. 64569/09, § 121, ECHR 2015). Such consequences need not be foreseeable with absolute certainty: experience shows this to be unattainable (see Perinçek v. Switzerland [GC], no. 27510/08, § 131, 15 October 2015).Whilst certainty is highly desirable, it may bring in its train excessive rigidity, and the law must be able to keep pace with changing circumstances. Accordingly, many laws are inevitably couched in terms which, to a greater or lesser extent, are vague and whose interpretation and application are questions of practice (see, for example, Lindon, Otchakovsky-Laurens and July v. France [GC], nos. 21279/02 and 36448/02, § 41, ECHR 2007?IV).
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---34. Eine der Anforderungen, die sich aus dem Ausdruck „gesetzlich vorgeschrieben“ ergeben, ist die Vorhersehbarkeit. So kann eine Norm nur dann als „Gesetz“ angesehen werden, wenn sie hinreichend präzise formuliert ist, um die Bürger in die Lage zu versetzen, ihr Verhalten zu regeln; sie müssen - gegebenenfalls mit angemessener Beratung - in der Lage sein, die Folgen, die eine bestimmte Handlung nach sich ziehen kann, in einem den Umständen angemessenen Umfang vorherzusehen (siehe Centro Europa 7 S.r.l. und Di Stefano gegen Italien [GC], Nr. 38433/09, § 141, ECHR 2012, und Delfi AS v. Estonia [GC], no. 64569/09, § 121, ECHR 2015). Solche Folgen müssen nicht mit absoluter Sicherheit vorhersehbar sein: Die Erfahrung zeigt, dass dies unerreichbar ist (siehe Perinçek gegen die Schweiz [GC], Nr. 27510/08, § 131, 15. Oktober 2015).Während Sicherheit höchst wünschenswert ist, kann sie zu einer übermäßigen Starrheit führen, und das Gesetz muss in der Lage sein, mit sich ändernden Umständen Schritt zu halten. Daher sind viele Gesetze zwangsläufig mehr oder weniger vage formuliert, und ihre Auslegung und Anwendung ist eine Frage der Praxis (siehe z. B. Lindon, Otchakovsky-Laurens und July gegen Frankreich [GC], Nr. 21279/02 und 36448/02, § 41, EMRK 2007-IV).
--- Ende Zitat ---
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
--- Zitat ---38. Although requested by the Court to do so, the Government have failed to submit any examples of domestic judicial cases showing how the provisions applicable at the material time were interpreted.
39. In view of the above, the Court finds section 81 (c) of Law no. 2820 to be far from precise as to what type of inaction could form a basis for criminal prosecution and to whom it would apply. Accordingly, it considers that the wording of section 81 of Law no. 2820 was not clear enough to have enabled the applicant to foresee that he would face criminal proceedings, pursuant to section 117 of Law no. 2820, owing to his failure to intervene when certain delegates gave speeches in Kurdish when he was acting as the chairman of the general congress of his political party.
40. Accordingly, the interference with the applicant’s freedom of expression was not prescribed by law. That being so, the Court is not required to determine whether this interference pursued a legitimate aim or whether it was proportionate to the aim pursued.
--- Ende Zitat ---
--- Zitat ---38. Trotz Aufforderung durch den Gerichtshof hat die Regierung keine Beispiele für innerstaatliche Gerichtsverfahren vorgelegt, die zeigen, wie die zum maßgeblichen Zeitpunkt geltenden Bestimmungen ausgelegt wurden.
39. In Anbetracht der obigen Ausführungen ist der Gerichtshof der Ansicht, dass Abschnitt 81 (c) des Gesetzes Nr. 2820 alles andere als präzise ist, was die Art der Untätigkeit betrifft, die eine Grundlage für die strafrechtliche Verfolgung bilden könnte, und auf wen sie anwendbar wäre. Er ist daher der Ansicht, dass der Wortlaut von § 81 des Gesetzes Nr. 2820 nicht klar genug war, um es dem Beschwerdeführer zu ermöglichen, vorauszusehen, dass er gemäß § 117 des Gesetzes Nr. 2820 strafrechtlich verfolgt werden würde, weil er nicht eingegriffen hat, als bestimmte Delegierte Reden in kurdischer Sprache hielten, als er als Vorsitzender des Generalkongresses seiner politischen Partei fungierte.
40. Der Eingriff in das Recht des Klägers auf freie Meinungsäußerung war daher nicht gesetzlich vorgeschrieben. Der Gerichtshof hat daher nicht zu prüfen, ob dieser Eingriff ein rechtmäßiges Ziel verfolgte oder ob er in einem angemessenen Verhältnis zu dem verfolgten Ziel stand.
--- Ende Zitat ---
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
Ein Gesetz muß also derart genau sein, daß jede Person, die dieses Gesetz betrifft, alle Maßnahmen abschätzen kann, die die Nichteinhaltung des Gesetzes zur Folge haben.
Das Gesetz selber muß die Folgen für seine Mißachtung benennen.
Im vorliegenden Fall erkannte der EGMR auf eine Verletzung des Art 10 EMRK.
Navigation
[0] Themen-Index
Zur normalen Ansicht wechseln