Die Aussage des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, dass von einer "ausschließlichen Werbefinanzierung eine vielfaltsverengende Wirkung ausginge", muss näher beleuchtet werden.
Richtig ist, dass bei einer Werbefinanzierung in der Primetime das gezeigt wird, was die meisten Zuschauer sehen wollen, um möglichst viele Zuschauer und Werbeeinnahmen zu haben. Dies ist eine Art Abstimmung mit der Fernbedienung und basiert somit auf
demokratischen Mehrheitsentscheidungen.
Aber: Auch bei der Beitragsfinanzierung tritt der selbe Effekt auf. Das kann man empirisch belegen. Der Tatort als Quotengarant bekommt den besten Sendeplatz um 20.15 im Ersten. Gleiches gilt für die Helene-Fischer-Show um 20.15 Uhr im ZDF. Weitere Bespiele für die Belegung guter Sendeplätze mit populären Inhalten können folgen.
Richtig ist, dass Nischeninhalte mit wenig Zuschauern (z.B. eine fiktive Dokumentation über das Liebesleben der Regenwürmer am Amazonas) in einem werbefinanzierten Rundfunk wohl kaum Platz fänden. Das liegt am Verhältnis von Produktionkosten zum öffentlichen Interesse (Anzahl der Zuschauer).
Aber: Der ÖRR soll keine Nischenversorgung sein, sondern eine
Grundversorgung. Vielfältige Informationen zu Nischenthemen gibt es in öffentlichen Bücherhallen, der VHS (Volkshochschule), bei der Bundeszentrale für politische Bildung und durch die kostenlosen Vorträgen an Universitäten im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens.
Da das Allgemeine Vorlesungswesen möglichweise nicht so bekannt ist, hierzu ein Hinweis auf die Universität Hamburg:
Mit ihren öffentlichen Vorlesungen bietet die Universität Hamburg Einblicke in Wissenschaft und Forschung. Vortragsreihen aus dem gesamten Fächerspektrum der Universität
- für alle Bürgerinnen und Bürger
- kostenlos
- keine Voranmeldung
- ohne Zugangsvoraussetzungen
Weitere Informationen:
https://www.zfw-uni-Hamburg.de/av