Autor: brverweigerer«
am: Gestern um 22:28 »
„Es besteht die Gefahr einer Blase des Qualitätsjournalismus, wenn wir die Menschen nicht mehr erreichen. Früher haben uns die ÖR erklärt was wahr und falsch ist, was richtig und falsch ist, heute haben wir diesen Nebel an Information, eine Anarchie der Informationen im Internet."
So so, der ÖR ist also ernsthaft der Meinung, er alleine müßte diktieren und den Menschen quasi vorschreiben was wahr und falsch ist, was richtig und falsch ist.
Diese Einstellung mag gut in eine Diktatur passen, aber in einer Demokratie hat sie nichts zu suchen.
Für was hält sich der ÖR? Eine Institution, die an die Schulen anschließt? Nach dem Motto, nach der Schulzeit übernehmen wir den weiteren Unterricht.
Wir haben einen Nebel und eine Anarchie der Informationen im Internet?
Nach Meinung der ÖR sind wohl alle Informationen, die nicht von ihm selber stammen von Nebel und Anarchie umgeben.
Das Internet bietet eine nie dagewesene Vielfalt an Informationen. Es ist geradezu verständlich, dass dem ÖR das gewaltig gegen den Strich geht und deshalb muß es auf jede erdenkliche Art schlecht geredet werden.
Vielfalt ist ein Elixier für eine Demokratie. Monotonie, wie sie vom ÖR angestrebt wird ist dagegen pures Gift. Man denke nur an Schlesingers Aussage bezüglich des "Nachrichtenmonopols".
Und ob jemand erreicht werden will, bestimmt jeder Einzelne für sich selbst und nicht der ÖR.
U. Wilhelm: „Eine fast schicksalhafte Frage für den Zusammenhalt unseres Landes, ob es gelingen kann die Meinungsbildung über den ÖR aufrechtzuerhalten. [...] Eine Frage an die Politik wie man die Medienordnung gestaltet, wie man das Potential erhält, durch eine institutionalisierte Öffentlichkeit die ganze Breite abzudecken.
...die noch Gewinnbaren gewinnen, mit reinen Fanatikern die auf die Militarisierung der Gesellschaft aus sind werden wir mit noch so guten Sendungen nicht bestehen.
Mit Verlaub gesagt, erscheinen mir Herr Wilhelm und Co eher wie Fanatiker. Anders kann man eine solche Aussage nicht interpretieren.
Es ist nicht, und war nie Aufgabe des ÖR die Meinung zu bilden. Meinungsbildung ist ein individuelles Grundrecht eines jeden einzelnen Menschen, garantiert in Artikel 5 des Grundgesetzes.
Aufgabe und Sinn des ÖR war und ist es, zur Meinungsbildung beizutragen. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Aber diese Fanatiker wollen Meinung anscheinend mit allen Mitteln diktieren.
Es gibt viele Bücher darüber, z. B. 'Constructive journalism', Dinge sollten positiv dargestellt werden, bzw. positive Aspekte herausgestellt werden."
Journalismus sollte vorallem eines sein, neutral und objektiv. Nicht wertend und schon gar nicht durch bestimmte Darstellungsarten verfremdet werden. Diese Aussage meint das genaue Gegenteil.
"ÖR-Talkshows waren in letzter Zeit demokratieschädlich, weil zu viele negativ besetzte Themen diskutiert wurden (z. B. Migrationspolitik, Flüchtlinge, Islam)"
Da haben wir es wieder, "zu viele negativ besetzte Themen".
Geht es um gesellschaftlich relevante Themen, ist das demokratieschädlich.
Vielleicht sollte sich der ÖR langsam bewußt machen, dass das "Heimatfilm" und "heile Welt" Spielchen der 50er Jahre heute nicht mehr funktioniert.
Mit aller Gewalt, entgegen jeglicher Realität, eines auf "heile Welt" zu machen, das ist demokratieschädlich.
„ÖR steht vor der Herausforderung, Identitätsdefizite zu beheben“
Was soll denn das bitteschön schon wieder heißen?
Der ÖR sieht sich wohl gerne selber als Erzieher der Nation, aber vergißt dabei Artikel 2 des Grundgesetzes.
Identitätsfragen fallen einzig und allein in den persönlichen und individuellen Bereich einer jeden einzelnen Person. Da hat sich kein ÖR einzumischen.
„Wir leben in Zeiten der Demokratiegefährdung“
Im Moment geht die größte Gefährdung vom ÖR selber aus.
"Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn "es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden."
(II. Flugblatt der Weißen Rose)
"Fear. It's the oldest tool of power. If you're distracted by fear of those around you, it keeps you from seeing the actions of those above."
(Mulder)
"Die Meinungsbildung muß aber absolut frei sein; sie findet keine Grenze."
(Dr. H. v. Mangoldt - am 11. Januar 1949)